Paying Taxes 2018: Österreich im internationalen Steuerwettbewerb auf Platz 39 von 190 Volkswirtschaften
Der Einsatz neuer Technologien und die Implementierung neuer elektronischer Systeme haben einen signifikanten Einfluss auf die Steuerverpflichtungen von Unternehmen. Informationstechnologien verändern weltweit sowohl die Art und Weise der Kommunikation von Finanzverwaltungen mit den Steuerpflichtigen als auch die Auswahl von Unternehmen für Betriebsprüfungen sowie die Durchführung dieser Prüfungen. Dies zeigen die jüngsten Ergebnisse der „Paying Taxes 2018“. Der Bericht der Weltbank-Gruppe und PwC analysiert die Steuerbelastung sowie den Aufwand zur Erfüllung der Steuerpflicht in 190 Volkswirtschaften.
Verbesserung im Gesamtranking gegenüber dem Vorjahr um drei Plätze
Dieser positive Einfluss zeigt sich auch in Österreich deutlich: Im Gesamtranking konnte sich Österreich im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze auf Rang 39 verbessern (Vorjahr Platz 42). Bei der Gesamtsteuerrate liegt Österreich allerdings nach wie vor weit über dem EU-Durchschnitt. Während Europa einen durchschnittlichen Steuersatz von 39,6 Prozent aufweist, steht Österreich bei 51,8 Prozent (Vergleich 2016: 51,6 Prozent). Insgesamt sind auf weltweiter Ebene kaum Veränderungen hinsichtlich der Gesamtsteuerrate sichtbar: Hier gibt es lediglich einen leichten Anstieg um 0,1 Prozentpunkte auf 40,5 Prozent.
Österreich mit einer Gesamtsteuerrate von 51,8 Prozent dennoch weit über dem EU-Durchschnitt von 39,6 Prozent
In Österreich ist die Finanzverwaltung besonders bestrebt, die Steuer- und Abgabenpflichten auf allen Ebenen zu verringern. Durch den Einsatz moderner Technologien wurde in den letzen Jahren der Zeitaufwand für die Erfüllung der Steuer- und Abgabepflichten erheblich reduziert – dies ist auch in den Studienergebnissen der letzten Jahre deutlich erkennbar: „Positiv sind die Bemühungen der österreichischen Finanzverwaltung zu sehen, den Zeitaufwand für den Steuerpflichtigen für die Erfüllung der Abgabepflichten immer weiter zu reduzieren. Sowohl beim Zeitaufwand als auch bei der Anzahl der Zahlungen, die zur Erfüllung der Steuerpflicht notwendig sind, steht Österreich im europäischen Schnitt gut da. Allerdings ist es nicht gelungen, den Gesamtsteuersatz in Österreich zu reduzieren. Mit 51,8 Prozent liegt Österreich nach wie vor weit über dem EU-Durchschnitt. Eine wesentliche Reduktion wäre allerdings nötig, insbesondere der Faktor Arbeit sollte durch eine Senkung der Lohnnebenkosten entlastet werden“, so Dr. Rudolf Krickl, Partner und Steuerexperte bei PwC Österreich.
Die Post-Filing Prozesse für Umsatzsteuer- und Körperschaftsteuererklärungen – dabei handelt es sich um Vorgänge, die der Einreichung von Steuererklärungen nachgelagert sind – zählen zu den herausforderndsten und langwierigsten Prozessen, die Unternehmen erfüllen müssen. Aus diesem Grund wurde im letzten Jahr der „Post-Filing Index“ in die Studie aufgenommen. In manchen Fällen können diese Prozesse für Unternehmen Kapitalfluss- und Verwaltungsverzögerungen von über einem Jahr verursachen.
Laut Index löst in 81 Volkswirtschaften die freiwillige Korrektur eines einfachen Irrtums in der Körperschaftsteuererklärung durch den Steuerpflichtigen eine Betriebsprüfung aus. In 51 Volkswirtschaften mit einem Umsatzsteuersystem ist wiederum keine USt-Rückerstattung für das untersuchte Durchschnittsunternehmen verfügbar. Hier besteht noch in vielen Ländern ein deutliches Verbesserungspotenzial. Die EU weist die effizientesten Post-Filing Prozesse weltweit auf. Österreich liegt mit 98,54 Punkten (auf einer Skala von 100) auf Platz 2 im EU-Vergleich.
„Anders als beim Gesamtsteuersatz kann Österreich mit einem der effizientesten Post-Filing Prozesse weltweit punkten. So ist es dem Steuerpflichtigen möglich, bestehendes Steuerguthaben schnell und einfach zurückzufordern. Dies ist unter anderem auf den laufenden Ausbau und die Verbesserung von FinanzOnline zurückzuführen. Zur Förderung des Wirtschaftsstandortes Österreich ist es allerding erforderlich, das Steuersystem schlanker und transparenter zu machen. Zukünftige Steuerreformen sollten als Chance genutzt werden, die Geamtsteuerrate in Österreich deutlich zu reduzieren“, so Experte Krickl.
Über die Studie:
Der Bericht „Paying Taxes 2018“ misst alle Pflichtsteuern und -abgaben, die ein mittelständisches Unternehmen im jeweiligen Jahr zu zahlen hat, ebenso wie die administrative Belastung durch Steuererklärung und -zahlung sowie die Einhaltung der Post-Filing Prozesse. Die erfassten Steuern und Beiträge beinhalten Gewinn- oder Körperschaftsteuer, vom Arbeitgeber zu zahlende Sozialversicherungsbeiträge und Steuern auf Arbeit, Vermögenssteuer, Grunderwerbsteuer, Dividendensteuer, Kapitalertragsteuer, Finanztransaktionssteuer, Müllgebühren, KfZ-Steuer und Straßenabgaben sowie weitere unbedeutendere Steuern und Gebühren.
12.12.2017, www.pwc.at