It’s Fibertime!
ISPA und VAT warnen vor Re-Monopolisierung am Breitbandmarkt, CMG-AE fordert zügigen Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur.
Wien. Äußerst bedenklich zeige sich die Entwicklung des heimischen Breitbandmarktes, warnen ISPA (Internet Service Providers Austria, Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft) sowie VAT (Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber, Netzwerkpartner des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie). Bis 2008 sei Österreich noch Vorreiter in Sachen Wettbewerb bei Breitbandinternetzugängen über das Festnetz gewesen. Seither reduziere sich der Marktanteil alternativer Anbieter kontinuierlich und liege mittlerweile deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Der ehemalige Monopolist und heimische Marktführer A1 Telekom Austria kontrolliere den Großteil der Breitbandinfrastruktur, wobei diese zu überwiegenden Teilen aus der ehemals staatlichen Infrastruktur besteht.
Dieser besorgniserregende Trend resultiert besonders aus der Rücknahme der Regulierung des Festnetzmarktes, die A1 Telekom Austria dazu verpflichtet hatte, anderen Betreibern gegen ein angemessenes Entgelt die Nutzung dieser Infrastruktur zu ermöglichen. Ohne Regulierung kann der Ex-Monopolist sein Angebot an alternative Betreiber laufend einschränken und die Preise zum Teil massiv erhöhen. Alternative Internetanbieter können daher ihren Kunden immer mehr Produkte entweder gar nicht oder nicht zu attraktiven Preisen anbieten. Die fehlende Konkurrenz am Markt wirkt sich dadurch auch negativ auf die Nutzer aus: Bei anhaltenden „Regulierungs-Ferien“ sind sowohl Preiserhöhungen als auch Verschlechterungen bei Auswahl und Service zu erwarten. Dieser Trend bedroht auch den Wettbewerb im Mobilfunk: „Wer heute den Festnetzmarkt kontrolliert, kontrolliert morgen auch den Mobilfunkmarkt, da das Festnetz ganz wesentlich für die Anbindung von 5G-Standorten sein wird“, erklärt VAT-Geschäftsführer Florian Schnurer. „Die Re-Monopolisierung muss ernst genommen und gestoppt werden.“
Für noch weniger Wettbewerb sorgt die Vergabe der Fördergelder aus der „Breitbandmilliarde“ des Bundes, die fast ausschließlich der ehemalige Monopolist lukriert hat. „Mehr als 80 Prozent der aktuellen Fördergelder kommen dem marktbeherrschenden Ex-Monopolisten zugute, begleitet von Regulierungs-Ferien beschleunigt der Staat die Re-Monopolisierung des Breitbandmarktes in Österreich“, kritisiert ISPA-Generalsekretär Maximilian Schubert besorgt. „Wenn es keinen fairen Wettbewerb mehr gibt, werden alternative Anbieter vom Markt gedrängt. Wenn ein Unternehmen allein über die Infrastruktur zum Internetzugang verfügen kann, schadet das dem österreichischen Markt massiv und führt zu höheren Preisen und schlechterem Service für alle Österreicher.“
Die aktuellen Regierungsverhandlungen sollten nach Ansicht des VAT und der ISPA (auch) dazu genutzt werden, diesen negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, eine Re-Monopolisierung des Marktes zu verhindern und Österreich wieder auf die Breitband-Überholspur zu bringen. Der bisherige Regulierungsansatz gehört gründlich überdacht und die Förderkriterien müssen evaluiert werden, um eine faire, wettbewerbsfördernde Breitbandförderung zu erreichen. Die zukünftige Regierung hat in diesem Bereich einen klaren Handlungsauftrag, andernfalls droht der Wettbewerb am österreichischen Breitbandmarkt zu versiegen – mit negativen Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft.
„Glasfaser-Netz intensiv ausbauen!“
Mehr als 230 (inter-)nationale Experten der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche besuchten am 29. November den voll ausgebuchten CMG-AE Fiberday 2017 im Wiener Rathaus. Die Teilnehmer beim größten IKT-Branchenevent in Österreich informierten sich über die Chancen und Herausforderungen der Gigabit-Gesellschaft und sprachen sich geschlossen für ein Ende des Wettstreits zwischen Festnetz- und mobilen Netzwerken sowie für den raschen Ausbau einer flächendeckenden Glasfaser-Infrastruktur aus.
Das dominierende Thema war der neue Mobilfunkstandard 5G, der die Grundlage für neue technologische Entwicklungen wie das Internet der Dinge, autonomes Fahren oder zeitkritische Industrieanwendungen bilden wird. Die Experten zeigten am Fiberday jedoch auf, dass Österreich noch weit davon entfernt ist, dieses 5G Netz ausrollen und die damit verbundenen Technologien nutzen zu können. „Ohne Glasfaser-Infrastruktur gibt es keinen leistungsfähigen Mobilfunk der nächsten Generation. Das ist Fakt! Glasfaser ist die Voraussetzung für 5G-Netze und für die wirtschaftliche und technologische Weiterentwicklung des Standortes Österreich“, stellte Heinz Pabisch, Vizepräsident der Computer Measurement Group – Austria & Eastern Europe (CMG-AE) und Vorsitzender der Action Group Gigabit Fiber Access (AGGFA) klar.
Dieser Aussage stimmten auch die Teilnehmer des hochkarätig besetzten Round Tables, darunter Jan Trionow, CEO von Hutchison Drei Austria und „nebenbei“ VAT-Präsident, Marcus Grausam, Vorstand Technik der A1 Telekom Austria AG, Gerhard Kafka, Geschäftsführer DataConsult und Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) zu und sprachen sich geschlossen für einen zügigen und flächendeckenden Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur aus. „Die bisherigen Maßnahmen der Regierung reichen nicht aus, um Österreich hier nach vorne zu bringen. Daher muss mehr geschehen, und zwar jetzt! It’s Fibertime!“, fasste Pabisch die zentrale Botschaft des Fiberdays 2017 zusammen.
Hinter den Kulissen
Die Computer Measurement Group – Austria & Eastern Europe (CMG-AE) ist ein offenes Forum für Technologiebegeisterte. Die Non Profit Organisation, die seit 25 Jahren in Österreich und Osteuropa vertreten ist, beschäftigt sich mit der Frage, wie technologische Innovationen sinnbringend, wirtschaftlich und nachhaltig zum Wohle der Menschen eingesetzt werden können.
Unter der Präsidentschaft von Klaus Jaritz treibt die CMG-AE eine Reihe von verschiedenen Themen-Panels voran wie beispielsweise „AGGFA – Action Group Gigabit Fiber Access“, „Security sensibler Systeme“, „IT-Transformation“, „Design & Prozess“ oder „Industrie 4.0″.
2.2.2018, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at
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