Beim weltweit wichtigsten Wettbewerb für Musik-Startups gewann Anfang Juni ein Spin-off der TU Wien: Nermina Mumic will mit ihrer Firma Legitary die Musikbranche fairer machen. (Bild: pixabay.com)

Im Midemlab beginnen ganz große Erfolgsgeschichten: Weltmarken wie Kickstarter oder Soundcloud wurden als Finalisten bei diesen Wettbewerb bekannt. In diesem Jahr konnte sich erstmals auch ein österreichisches Startup für das Finale qualifizieren – und dann sogar gewinnen: Legitary, das aus der TU Wien hervorging, wurde mit dem ersten Preis in der Kategorie „Marketing & Data/Analytics“ ausgezeichnet.

Nermina Mumic, CEO Legitary

Gegründet wurde Legitary von der Mathematikerin Nermina Mumic. Sie will Musik-Streaming-Dienste revolutionieren und fairer machen. Die Software soll dafür sorgen, dass Musikschaffende zuverlässig ihre faire Bezahlung erhalten.

Statistik für mehr Fairness
Die Musikindustrie ist gleichzeitig einfacher und komplizierter geworden: Einfacher für Musikfans, die in wenigen Augenblicken neue Lieder aus dem Netz laden können, aber komplizierter für die Industrie und die Musikschaffenden, unter denen die Einkünfte fair aufgeteilt werden müssen.

So lange Musik noch ausschließlich auf CDs oder LPs verkauft wurde, war die Sache klar: Die Anzahl der verkauften Tonträger ließ sich problemlos abzählen und stückweise verrechnen. Doch wie kann eine aufstrebende Rockband heute nachvollziehen, wie oft ihre Werke auf großen internationalen Plattformen wie iTunes, Spotify oder YouTube angeklickt worden sind? Wie kann man sich darauf verlassen, dass die angegebenen Download-Zahlen wirklich stimmen?

Die Statistikerin Nermina Mumic arbeitete im Rahmen Ihrer Dissertation an der TU Wien an mathematischen Werkzeugen, mit denen man Betrügereien mit hoher Zuverlässigkeit aufdecken kann. Damit soll die Musikbranche nun transparenter und fairer werden.

Mumics Musik-Muster
Das TUW-Spin-off Legitary, das Mumic auf Basis ihrer statistischen Arbeit gegründet hat, nutzt die Tatsache aus, dass die Schwankungen in den Download-Zahlen typische Muster zeigen. Es gibt Zusammenhänge zwischen den Zugriffszahlen auf unterschiedlichen Plattformen, es gibt bestimmte zeitliche Muster.

Wenn man einfach nur durch bloßes Hinsehen die offiziellen Zahlen begutachtet, kann man echte von gefälschten Daten kaum unterscheiden. Mit intelligenten statistischen Methoden gelingt das aber sehr wohl. So gibt Legitary also Musikschaffenden ein Werkzeug in die Hand, mit dem sie einfach und rasch feststellen können, ob die Zahlen aller Wahrscheinlichkeit nach korrekt sind, oder ob irgendeine Online-Plattform vielleicht versucht, sie um ihre Einkünfte zu betrügen.

Peter Filzmoser, CTO Legitary

Bei der Forschung für ihre Dissertation arbeitete Nermina Mumic mit Prof. Peter Filzmoser und Radostina Kostadinova zusammen. Legitary bekam Unterstützung vom Innovation Incubation Center der TU Wien, außerdem wird Nermina Mumic im Rahmen eines Mentoring-Programms von Vizerektorin Anna Steiger unterstützt. „Der Preis bedeutet natürlich eine riesige Anerkennung seitens der gesamten Musikbranche für unsere Technologie, vor allem weil unsere Kategorie diesmal sehr hochkarätig besetzt war“, sagt Nermina Mumic. „Legitary ist dadurch in den Fokus vieler wichtiger Akteurinnen gerutscht – wir haben noch während der Midem mehrere Gespräche angebahnt und sehen jetzt den idealen Zeitpunkt, Kooperationen abzuschließen.“

www.legitary.com

6.6.2019, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at