Neuwagenzulassungen April 2023
Es geht weiter kräftig aufwärts auf dem EU-Neuwagenmarkt: Die Zahl der Pkw Neuzulassungen in der EU stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber April 2022 um 17 Prozent, in Österreich wurde ein Wachstum von 13 Prozent registriert. Damit ist der Einbruch der Vorjahre aber längst nicht aufgeholt: Im Vergleich zu April 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 30 Prozent, in Österreich beträgt die Lücke sogar 42 Prozent. In 25 der 27 EU-Mitgliedsländern lag der Absatz im vergangenen Monat unter dem Niveau von April 2019.
„Die Autobranche schafft es immer besser, die Lieferengpässe in den Griff zu bekommen und die Produktion anzukurbeln“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Derzeit arbeiten die Hersteller die Bestellungen aus dem vergangenen Jahr ab, die Wartezeiten werden kürzer.“ Preiss rechnet damit, dass sich die Liefersituation im Jahresverlauf weiter entspannen wird. „Auch wenn wir das Vor-Corona-Niveau nicht erreichen werden, sehen wir doch eine deutliche Normalisierung der Situation.“ Ob dies auch für die Neuwagenpreise gilt, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen waren, bezweifelt Preiss allerdings: „Gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette sorgen für ein dauerhaft höheres Kostenniveau, das die Hersteller an die Kund:innen weiterreichen werden. Zudem gibt es nach wie vor Produktionsengpässe, so dass die Nachfrage noch eine Weile höher sein wird als das Angebot.“
Preiss verweist auch auf das beachtliche Auftragspolster und den erheblichen Nachholbedarf nach mehreren Krisenjahren: „Im Vergleich zum durchschnittlichen Absatzniveau vor der Pandemie wurden in der EU in den vergangenen drei Jahren etwa neun Millionen Neuwagen weniger verkauft. Selbst wenn jetzt eine schwächelnde Konjunktur, eine schrumpfende Kaufkraft und hohe Preise für Zurückhaltung bei den Kund:innen sorgen, gibt es doch einen strukturellen Ersatzbedarf, der weitere Wachstumsimpulse geben wird.“
Wachstum bei Elektroautos gewinnt an Fahrt
Im April legten die Neuzulassungen reiner Elektroautos (BEV) in der EU insgesamt um 52 Prozent zu, nachdem sie im ersten Quartal „nur“ um 43 Prozent gestiegen waren. Der Marktanteil von Elektroautos stieg in der EU im Vergleich zu April 2022 von 9,1 auf 11,8 Prozent. In Österreich kletterte der BEV-Absatz sogar um 84 Prozent, der Marktanteil stieg von 11,3 auf 18,3 Prozent.
„Nicht zuletzt dank staatlicher Förderungen wächst der Markt für Elektroautos kräftig,“ sagt Preiss. „In den meisten anderen Ländern sehen wir weiterhin starke Anreize für den Kauf eines Elektroautos, so dass auch der Absatz weiter steigt.“
Die höchsten Marktanteile wurden auch im April wieder in den skandinavischen Ländern registriert: In Schweden lag der BEV-Marktanteil bei 34 Prozent, in Finnland bei 32 Prozent und in Dänemark bei 29 Prozent. Die niedrigsten Marktanteile weisen Elektroautos in den osteuropäischen Märkten auf. So betrug der BEV Marktanteil in Zypern im April gerade mal zwei Prozent und in der Slowakei und Tschechien jeweils drei Prozent. Österreich reiht sich mit einem Marktanteil von 19 Prozent im oberen Mittelfeld ein.
„Wir sollten nicht nur auf Skandinavien schauen, wo Elektroautos einen sehr hohen Marktanteil haben. Wenn die ambitionierten EU-Pläne für die Elektromobilität Realität werden sollen und tatsächlich ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden dürfen, muss bis dahin in zahlreichen EU-Ländern noch sehr viel passieren. In der Realität spielen Elektroautos nämlich in vielen EU-Märkten so gut wie keine Rolle, was sich auch in einer äußerst bescheidenen Ladeinfrastruktur widerspiegelt“, betont Preiss. In zehn EU-Ländern liegt der Marktanteil von Elektroautos derzeit unter fünf Prozent, gerade einmal in fünf EU-Ländern entfallen mehr als 20 Prozent der Neuzulassungen auf Elektroautos. „Bis zu einem Durchbruch der Elektromobilität ist es noch ein sehr weiter Weg, was mit hohen Preisen, einer lückenhaften Ladeinfrastruktur, zu geringen Reichweiten und einem überschaubaren Angebot im Kleinwagensegment zusammenhängt.“
Rückgang bei Plug-in-Hybriden
EU-weit verzeichneten Plug-in-Hybride ein Minus von sechs Prozent, was aber in erster Linie auf den Einbruch der Neuzulassungen im größten EU-Markt, Deutschland, zurückzuführen ist, wo der Absatz im April um 46 Prozent schrumpfte. In Österreich stiegen die Plug-in-Hybrid-Neuzulassungen um 23 Prozent. Auch in der Mehrzahl der übrigen EU-Länder wuchsen die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden weiter: Insgesamt 20 Länder verzeichneten ein Absatzplus, nur in fünf Märkten gingen die Neuzulassungen zurück.
In Summe wuchsen die beiden elektrischen Antriebsformen (PHEV) Plug-In-Hybride und BEV (Elektro) EU-weit im April um 23 Prozent, in Österreich sogar um 61 Prozent. Der gemeinsame Marktanteil elektrifizierter Neuwagen stieg in der EU von 18,3 auf 19,2 Prozent in Österreich von 18,0 auf 25,6 Prozent.
17.5.2023, Autor/Quelle: Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H., www.ey.com