Österreich hat wichtige Schritte zur Verbesserung seines Schulsystems unternommen, es sollte aber seine komplexe Schulverwaltung reformieren, um Qualität und Chancengleichheit weiter zu erhöhen. Dies empfiehlt ein neuer OECD-Bericht zu Ressourcen im Schulwesen der am 7. Juni 2016  in Wien vorgestellt wurde.

Die Studie OECD „Reviews of School Resources: Austria“ zeigt, dass Österreich 4,9% seines Bruttoinlandsprodukts für Bildung aufwendet, etwas weniger als der OECD-Durchschnitt von 5,3%. Betrachtet man jedoch die Ausgaben pro Schüler, so liegen diese kaufkraftbereinigt rund 30% über dem OECD-Schnitt. In der Sekundarstufe I wenden nur Luxemburg und die Schweiz mehr Mittel pro Schüler auf als Österreich.

Dem Bericht zufolge hat die Stärkung des Evaluations- und Beurteilungsrahmens den Unterrichtsfokus auf Lernerfolge verschoben. Die Lehrerausbildung und die Beschäftigungsbedingungen der Lehrkräfte wurden reformiert, und das Projekt der Neuen Mittelschule und die Einführung der Ganztagsschule versprechen mehr Chancengerechtigkeit. Angesichts der nach wie vor gemischten Ergebnisse bei internationalen Vergleichsstudien wie PISA sollte Österreich jedoch mehr tun, um die zur Verfügung stehenden Mittel in bessere Bildungsergebnisse umzumünzen. Durch die im internationalen Vergleich frühe Differenzierung und Selektion von Schülern in verschiedene Schulformen bleibt mangelnde Chancengleichheit auch weiterhin ein Thema.

„Qualität und Chancengleichheit im österreichischen Schulsystem bleiben weit hinter dem zurück, was Eltern und Steuerzahler erwarten dürfen. Das Land sollte seine Pläne umsetzen, die eine Reform der Schulverwaltung und -finanzierung vorsehen. Es müssen außerdem mehr Anstrengungen unternommen werden, um Ressourcenflüsse transparenter zu gestalten“, so Andreas Schleicher, OECD-Direktor für Bildung und Kompetenzen in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der österreichischen Bundesministerin für Bildung und Frauen Sonja Hammerschmid.

Die OECD empfiehlt, die formelle Unterteilung in Bundes- und Landesschulen sowie Bundes- und Landeslehrer aufzuheben und Landesschulräte und Schulabteilungen in den Ämtern der Landesregierungen in einer gemeinsamen Struktur zusammenzuführen. Die neu geschaffenen Institutionen sollten strukturelle Defizite überwinden, die eine effektive Verwaltung der Schulressourcen und einen integrierten Ansatz zur Steuerung und Verwaltung des Systems verhindern. Finanzierungs- und Ausgabekompetenzen sollten in einer Hand gebündelt werden, selbst wenn Bund und Länder die Verantwortung für die neuen Institutionen teilen. Die neuen Institutionen sollten für die Rekrutierung und Zuteilung aller Lehrkräfte auf die einzelnen Schulen zuständig sein, wobei die Finanzierung für alle Lehrkräfte über die neuen Einrichtungen direkt vom Bund bereitgestellt werden sollte.

Langfristig schlägt die OECD vor, die Lehrerschaft zu professionalisieren und ein Verständnis des Lehrberufs aufzubauen, das die Vision von Schulen als professionelle Lerngemeinschaften in den Mittelpunkt stellt. Lehrkräfte müssen gemeinsam als Peers darauf hinarbeiten, den Unterricht und das Lernen für alle Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Die Idee von pädagogischer Schulleitung sollte ebenfalls vorangebracht werden. Der Lehrerschaft sollte zudem mehr Verantwortung für die Gestaltung und Weiterentwicklung ihrer Profession erhalten, zum Beispiel durch die Gründung einer Berufsorganisation für alle Lehrkräfte in Form eines „Teaching Council“.

Österreich sollte zudem weitere Schritte unternehmen, um mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem herzustellen – durch längeres gemeinsames Lernen in der unteren Sekundarstufe und durch die Förderung der verschränkten Form der Ganztagsschule. Eine effizientere Organisation des Schulangebots ist eine weitere Herausforderung. Die Vergrößerung der Schulsprengel und die gemeinsame Verwaltung mehrerer Schulen im Rahmen von Schulgemeindeverbänden stellen mögliche Handlungsoptionen dar.

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