Lockdowns – siehe Shanghai – schon bei kleinen Ausbrüchen stören globale Lieferketten. Die hohe Inflation wegen Nachfrageüberschuss wird wohl weiter anhalten. (Symbolbild: pixabay.com)

IHS-Ökonom Klaus Weyerstraß sieht Probleme für die Weltwirtschaft, die sich aus der chinesischen Null-Covid-Politik ergeben. Globalisierung dürfte angesichts aktueller Krisen neu gedacht werden.

Die chinesische Millionenstadt Shanghai ist das jüngste Beispiel für die rigide Covid-
Politik Chinas. Bereits seit 28. März befindet sich die Metropole im Lockdown, das öffentliche Leben
ist weitgehend zum Erliegen gekommen und Berichte über Versorgungsengpässe mehren sich. Abseits
nationaler Probleme stellt die chinesische Null-Covid-Politik aber auch die Weltwirtschaft vor
Herausforderungen. Im August 2021 wurde beispielsweise nach Bekanntwerden eines einzelnen
Corona-Falles ein Terminal in Ningbo, dem weltweit umschlagstärksten Hafen, geschlossen. In Folge
stauten sich mehr als 50 Container-Schiffe, was längere Störungen der globalen Lieferketten
verursachte.

Die ansteckendere, aber milder verlaufende SARS-CoV-2 Variante Omikron stellt die chinesische Null-
Covid-Strategie infrage, derzeit gibt es aber keine Anzeichen für ein Abrücken von der Strategie – wie
der jüngste Lockdown in Shanghai zeigt. Die Folgen für die Weltwirtschaft werden daher aller
Voraussicht nach auch im laufenden Jahr spürbar bleiben. Bereits seit Februar stockt der
Containerumschlag in China, im Roten Meer befinden sich derzeit zudem viele unbewegte
Containerschiffe. Klaus Weyerstraß, Ökonom am IHS, fasst die möglichen Folgen für die Weltwirtschaft
zusammen: „Die Lieferverzögerungen bei Vor- und Zwischenprodukten könnten sich verlängern und
die Störung der globalen Lieferketten durch den Krieg in der Ukraine weiter verstärken.“ Das alles führe
zu einer insgesamt späteren Konjunkturerholung und könne außerdem ein längeres Anhalten der
hohen Inflation wegen des Nachfrageüberschusses bedeuten, so Weyerstraß weiter.
Die Wirtschaft ist seit 2020 von Krisen geprägt. Erst erschütterte der Ausbruch der Corona-Pandemie
die globalen Lieferketten, im Februar 2022 kam zu diesen immer noch bemerkbaren Störungen der
russische Angriffskrieg in der Ukraine hinzu. „Die Corona-Krise, der Krieg in der Ukraine und die
stärkere Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialaspekten dürften zu einer Neubewertung der
Globalisierung führen“, meint Weyerstraß. Um für künftige Krisen besser gewappnet zu sein, wären
die teilweise Rückverlagerung der Lieferketten nach Europa, eine Diversifizierung der Bezugsquellen
und eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft mögliche Lösungen.

11.4.2022 / Autor: Klaus Weyerstraß / IHS – Institut für höhere Studien / www.ihs.ac.at