Das hybride Büro als Drehpunkt der Unternehmenskultur
Covid-19 hat unser Leben auf den Kopf gestellt und die Verschiebung von traditionellen Arbeitsrhythmen ausgelöst – und beschleunigt. Feste Arbeitszeiten und fixe Arbeitsplätze wurden über Nacht verändert, ersetzt, neu gedacht. Hybride Arbeitsmodelle gehören nun zu unserem Arbeitsalltag, innovative Kollaborationslösungen wie Microsoft Teams ersetzen physische Meetings und berufliches Pendeln. Im Rahmen der Studie „Work.Reworked 2020“ hat Microsoft Unternehmen in Österreich befragt, welche Auswirkungen die „neue Normalität“ auf ihre Produktivität und Innovationsfähigkeit hat. In Summe wurden bei der Studie 9.000 Teilnehmer aus 15 europäischen Ländern befragt.
Gemeinsam mit der Boston Consulting Group und KRC Research wurde untersucht, wie sich Unternehmen in diesen unsteten Zeiten im Arbeitsalltag zurechtfinden, und wie sie ihre Mitarbeiter remote anleiten und unterstützen können. Dazu wurden 603 Mitarbeiter und Führungskräfte aus elf Branchen in Österreich befragt: Welche Erfahrungen haben sie in den vergangenen Monaten mit mobiler Arbeit gemacht? Welche Auswirkungen hat die dezentrale Zusammenarbeit auf die Unternehmenskultur? Und wie können Beschäftigte und Führungskräfte, Kreativität und Innovation im eigenen Unternehmen auch remote fördern?
Eines ist klar: Die Veränderung der Arbeitsweisen während der Pandemie, hat die Erwartungen der Menschen an ihren Arbeitsplatz verändert – sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter wünschen sich in der Zukunft mehr Flexibilität.
Flexible Arbeitsformen sind gekommen, um zu bleiben
Die Umfrage zeigt deutlich, dass der nachhaltige Wandel unserer Arbeitswelt, den die Pandemie noch verstärkt hat, in allen Ebenen der Unternehmen angekommen ist. Während 14 Prozent der Unternehmen 2019 eine flexible Arbeitspolitik angeboten hatten, ist dieser Anteil 2020 auf 68 Prozent angestiegen. Als Ort der Begegnung und des Austauschs mit Kollegen bleibt das Büro bzw. der Arbeitsplatz weiterhin von großer Bedeutung. Die Studie ergab jedoch, dass die Menschen nun im Durchschnitt etwa ein Drittel ihrer Arbeitszeit außerhalb des traditionellen Büroumfelds verbringen möchten. Flexiblere Arbeitszeiten und der Wegfall von Anreisezeiten bringen mehrere positive Aspekte mit sich. 20 Prozent der Befragten können mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und 48 Prozent hatten mehr Zeit für ihre Hobbies.
Neun von zehn befragten Führungskräften erwarten, dass der Großteil der Beschäftigten auch nach der Pandemie weiterhin hybrid arbeiten möchte. Darin sehen Arbeitgeber zahlreiche Vorteile. Die Untersuchung ergab, dass 82 Prozent der Führungskräfte eine gleiche oder höhere Produktivität mit Remote-Arbeit beobachtet haben. Weit mehr als die Hälfte sehen darin ein wirksames Mittel, um ihre besten Mitarbeiter zu halten. Gleichzeitig sehen 56 Prozent der Führungskräfte Kostenvorteile durch Einsparungen bei der Bürofläche oder Geschäftsreisen.
Produktivität zu gewährleisten ist einfach, Innovation zu fördern weniger
Die Studie legt auch offen, dass die hybride Arbeitswelt neue Herausforderungen schafft. In einer ähnlichen Umfrage 2019 waren 56 Prozent der Führungskräfte der Meinung, dass ihre Unternehmen in Bezug auf Kernprodukte und -dienstleistungen innovativ seien – nur 40 Prozent der Führungskräfte stimmten dieser Meinung 2020 zu. So ist es nicht verwunderlich, dass der Großteil der befragten Führungskräfte (95 Prozent) es als höchste Priorität sehen, ihr Unternehmen flexibler und innovativer aufzustellen.
Das Plaudern an der Kaffeemaschine, das gemeinsame Mittagessen in der Kantine oder die informellen Gespräche mit Führungskräften – all diese Interaktionen haben einen großen Einfluss auf eine gesunde Unternehmenskultur und damit auch auf die Innovationsfähigkeit und Kreativität eines Unternehmens. Neue Denkweisen gedeihen, wenn Menschen das Gefühl haben, geschätzter Teil eines Teams und einer Vision zu sein. Und so sehen sich Beschäftigte wie auch Führungskräfte laut unserer Umfrage drei großen Herausforderungen gegenüber: der Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur, dem Zusammenhalt im Team sowie der Bewältigung des wachsenden Arbeitsaufkommens.
Tagesgeschäft und Technologie geht in vielen Unternehmen nach dem vergangenen Jahr Hand in Hand. Schwieriger ist es, sich als Team sozial zu vernetzen. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Studie: 39 Prozent der befragten Führungskräfte sahen die Aufrechterhaltung einer funktionierenden Teamkultur in Zeiten der Pandemie als Schwierigkeit an. Um dem in Zukunft zu begegnen, haben sie sich das Ziel gesetzt, innovative und flexible Arbeitsmethoden für das Leiten und Delegieren virtueller Teams zu entwickeln. Damit das gelingt, braucht es geschulte Teamleitungen. Laut der WorkReWorked Studie gibt es hierbei noch Nachholbedarf: 61 Prozent der Teamleitungen fühlen sich nicht ausreichend darauf vorbereitet, ein Team virtuell zu führen und zu motivieren.
Training und Coaching als Unterstützung für Führungskräfte
Virtuelle Trainings und Schulungen für Führungskräfte können hier Abhilfe schaffen. Denn um Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen und das volle Potenzial der Hybridarbeit auszuschöpfen, sind neue Fähigkeiten erforderlich. Nicht nur im Hinblick auf die Erfüllung der Geschäftsziele, sondern auch bei der Förderung und Umsetzung neuer Ideen. Es ist unerlässlich, dass Führungskräfte diese Fähigkeiten erlernen und die erneute Teilnahme an Schulungsprogrammen für Teamleiter dabei ein wichtiger Schritt nach vorn.
Beschäftigte in Unternehmen, die sowohl in Bezug auf das Produktivitätsniveau als auch auf die Aufrechterhaltung der Innovationsleistung herausragend sind, berichten von einer ganz anderen Arbeitserfahrung als ihre Kollegen in Unternehmen, die nur in Bezug auf die Produktivität gut abschneiden. Um ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen, sollten Führungskräfte Mitarbeiter auch remote Entscheidungskompetenzen zugestehen.
In Organisationen mit einer solchen Unternehmenskultur fühlen sich laut der Studie 45 Prozent der Beschäftigten befähigt, eigenständig Entscheidungen zu treffen. In weniger innovativen Unternehmen sind dies nur rund 27 Prozent. Zudem sagen 77 Prozent der Mitarbeiter, dass sie frei ihre Meinung äußern können und 83 Prozent, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. In weniger innovationfreundlichen Unternehmen kann das nur 51 Prozent bzw. 63 Prozent der Beschäftigten bestätigen.
Verbindendes Element in einer hybriden Arbeitswelt
Die Unternehmenskultur hat dabei maßgebliche Auswirkungen auf die Zufriedenheit und Produktivität der Beschäftigten in Remote-Arbeit. Die Belegschaft in innovationsfreundlichen Organisationen (76 Prozent) ist glücklicher mit ihrem Job als in weniger innovativen Unternehmen (50 Prozent). Das schlägt sich auch in ihrer Produktivität nieder. So sind laut der Studie 70 Prozent der Mitarbeiter in Unternehmen mit einer innovationsfreundlichen Kultur genauso oder sogar produktiver, wenn sie remote arbeiten.
Die Ergebnisse legen offen, dass Erfolg in einer hybriden Welt weit über die richtigen technologischen Hilfsmittel hinaus geht. Innovation wird dann angeregt, wenn Menschen sich dazu befähigt fühlen, mit Kollegen in den Austausch zu treten, Risiken einzugehen und neue Ideen einzubringen. Die Herausforderung für Organisationen besteht darin, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der sich Beschäftigte mit ihren Teamkollegen verbunden fühlen und klar erkennen, wie die Arbeit, die sie als Team leisten, zur Verwirklichung einer Vision beiträgt. Erfolgreiche Teams zeichnen sich nicht dadurch aus, wie produktiv sie sind, sondern durch ihren Sinn für Gemeinschaft, ihr Einfühlungsvermögen und Vertrauen – sei es im Homeoffice oder im Büro.
24.1.2021 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at