Die Bundesländer-Analyse 2020
Aufgrund der Corona-Pandemie wird der Konjunktureinbruch 2020 in Österreich derzeit bei –7,5 Prozent gesehen. Hauptleidtragende von Covid-19 sind Teile des Dienstleistungssektors wie Gastgewerbe und Beherbergung, Kunst und Unterhaltung und Teile des Handels, während sich die Industrie- und Baukonjunktur relativ robust zeigte. In den Bereichen Gesundheit, IT-Dienstleistungen und im Immobilienwesen zeigte sich dagegen in beinahe allen Bundesländern ein positiver Trend.
„Im Vorjahr war die Steiermark vor allem wegen der Sonderkonjunktur in der Fahrzeugindustrie der Wachstumskaiser unter den Bundesländern“, erklärt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. „Für 2020 ist aber natürlich aufgrund der weltweiten Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einem kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung in allen Bundesländern zu rechnen.“
Tourismusland Tirol mit stärkstem Minus
Tirol gefolgt von Salzburg und der Steiermark verzeichneten den stärksten Rückgang der regionalen Wirtschaftsleistung mit 9,5 Prozent in Tirol bzw. 8,5 Prozent in Salzburg und der Steiermark. Vergleichsweise weniger betroffen zeigte sich die Konjunktur im Burgenland und Vorarlberg mit einem Rückgang von jeweils 6 Prozent.
Dazwischen liegen Niederösterreich und Oberösterreich mit minus 7,5 Prozent, was wie oben dargestellt der BIP-Veränderung Gesamtösterreichs entspricht. In Kärnten und in Wien war der Rückgang der Regionalwirtschaft mit 7 Prozent etwas unter dem Durchschnitt.
Relativ robuste Konjunktur im produzierenden Bereich
Erstmals seit dem Krisenjahr 2009 verzeichnete die Industrie 2020 einen Rückgang der Wertschöpfung. Die gute Nachricht: Die Rezession in der Industrie fiel 2020 viel schwächer aus als 2009!
Differenziert nach Industriesektoren, gab es den größten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der KFZ-Industrie, im Maschinenbau und in der Metallindustrie. Von dieser sektoralen Schwäche waren vor allem die Unternehmen in den Industriebundesländern Oberösterreich und Steiermark betroffen.
Die globale Konjunktureintrübung führte in den ersten drei Quartalen 2020 auch bei den Warenexporten zu einem kräftigen Rückgang um 9 Prozent im Jahresvergleich. Einen kräftigen Exportrückgang gab es in der Fahrzeugindustrie, bei Eisen und Stahl und bei Maschinen, wovon wiederum Oberösterreich und die Steiermark negativ betroffen waren.
Demgegenüber standen robuste Exportzahlen bei den Waren der Pharma-Industrie. Das sind Stärkefelder der Exportindustrie in Wien und Tirol.
Bauwirtschaft zeigt differenziertes Bild
Im Burgenland und in Vorarlberg konnte die Bauwirtschaft 2020 positive Impulse für die Regionalkonjunktur setzen. Österreichweit waren alle drei Sparten der Bauwirtschaft – Hochbau, Tiefbau und das Baugewerbe – von den Lockdown-Maßnahmen negativ betroffen. Den stärksten Rückgang der Bauleistung gab es in Kärnten und Wien.
Positiver Beitrag boomender Branchen
Die Lockdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verursachten vor allem im Gastgewerbe und in der Beherbergung, in der Verkehrswirtschaft und in Teilen des Handels einen massiven Rückgang der Sektorwertschöpfung. Am stärksten war der negative Wachstumsbeitrag des Dienstleistungssektors in Tirol, Salzburg und Wien. Am geringsten waren die negativen Effekte in den Industriebundesländern Steiermark und Oberösterreich.
In den meisten Bundesländern konnten die Bereiche Gesundheit, Erbringung von IT-Dienstleistungen und das Immobilienwesen trotz Lockdown-Maßnahmen positiv zur Wirtschaftsleistung beitragen.
Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit
Aufgrund der Lockdowns stieg die Arbeitslosenquote in allen Bundesländern stark an. Den prozentuell kräftigsten Anstieg der Arbeitslosenzahl wiesen die Tourismushochburgen Tirol und Salzburg auf, die von den Hotelschließungen besonders stark betroffen waren. Die niedrigste Arbeitslosenquote wies 2020 Oberösterreich mit 6,7 Prozent auf, während die Bundeshauptstadt Wien mit 15,3 Prozent die mit Abstand höchste Quote verzeichnete.
24.1.2021 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at