Während der amerikanische Präsident und selbsternannte „Dealmaker” die USA immer mehr vom internationalen Handelsverkehr abschottet, hat die TOP LEADER Redaktion eine gute Nachricht parat: Trumps Handelspolitik hat wenig Auswirkungen auf Österreich, im Gegenteil, die Aussichten verbessern sich eher kontinuierlich.

Bekanntlich will der US-Präsident „seine“ Unternehmen zwingen, wieder in den USA statt in China zu produzieren. Trumps „Handelspolitik“:

  • Mit ihren Strafzöllen verteuern die USA Einfuhren vor allem aus China.
  • Damit sind die dort produzierten Waren auf dem amerikanischen Markt nicht mehr konkurrenzfähig.
  • Weil die Chinesen ihre Produkte nicht mehr loswerden, sinkt ihr Überschuss im bilateralen Handel.

Offenbar zeigt diese Strategie auf den ersten Blick sogar Erfolge: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres haben chinesische Exporteure, gemessen am Warenwert, zwölf Prozent weniger Güter in die USA verschifft als im gleichen Vorjahreszeitraum. Chinas Handelsüberschuss schrumpfte um zehn Prozent. In einer Umfrage der Unternehmensberatung Bain & Company unter 200 US-Konzernen mit Geschäftsverbindungen nach China erklärten 60 Prozent, es gebe Handlungsbedarf. „Sie suchen nach neuen Lieferanten, neuen Innovationsquellen und neuen Regionen für die Fertigung“, sagt Bain-Vizepräsident Gerry Mattios. Im Klartext: bloß raus aus China.

Tatsächlich hat eine Reihe von Unternehmen angekündigt, ihre Fertigung in China zu reduzieren – so der amerikanische Camcorder-Bauer GoPro, der Spielzeughersteller Hasbro, die Schuhdesigner Steve Madden und Brooks Running, das Technologieunternehmen Universal Electronics, der Computerausrüster Aten International und der Röntgenspezialist Varex Imaging. Andere, wie der deutsche Sporthersteller Puma, der japanische Computerhersteller Sharp oder der taiwanesische Apple-Zulieferer Foxconn, haben die Pläne in der Schublade liegen, um rasch aus dem Land zu verschwinden, falls Trump weitere Zölle auf Waren aus China verhängt.

Für die meisten Unternehmen heißt das Sehnsuchtsziel nach der Vertreibung aus dem Niedriglohnparadies ganz sicher nicht USA. Im Gegenteil: In Trumps Amtszeit hat sich der Trend zur Rückkehr nach Hause verlangsamt. Während das sogenannte Reshoring zusammen mit Direktinvestitionen 2017 noch 170.000 Jobs geschaffen habe, seien es 2018 nur 145.000 gewesen, sagt Harry Moser, Gründer der Reshoring Initiative, die sich für den Standort Amerika einsetzt. Die Unsicherheit in Trump-Zeiten lähmt die Firmen.

Nur 40 Prozent der von Bain befragten Manager rechnen damit, dass der zollbedingte Umbau der Lieferketten mehr Jobs in den USA schafft. Statt in Amerika suchen die Hersteller neue Standorte dort, wo es noch billiger ist: in Vietnam und Kambodscha, in Mexiko und teils sogar in Europa. Der Brite Christopher Devereux, Gründer der Beratungsfirma ChinaSavvy, hat schon drei Monate nach Trumps Wahlsieg eine Niederlassung in Vietnam gegründet. Er kann sich vor Anrufen umzugsbereiter Kunden kaum retten. In die USA aber will keiner seiner Klienten, erzählt Devereux der „Los Angeles Times“. „Da ist das Lohnniveau fünf- bis zehnmal so hoch. Wie willst du da im Wettbewerb mithalten?“

Shakespeare: „Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode.“

Lange Zeit waren die Amerikaner Vorkämpfer des globalen Freihandels. Das Nafta-Abkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada war das größte Freihandelsabkommen rund um den Globus. Seit einigen Tagen ist dieser Rekord Geschichte – und wird nun von Europa (!) gehalten! Die Freihandelszone zwischen der Europäischem Union und den Mercosur-Staaten soll 773 Millionen Verbraucher und eine gemeinsame Wirtschaftsleistung von 19 Billionen Euro umfassen.

Nach Zahlen der Welthandelsorganisation (WTO) sind übrigens aktuell 99 Freihandelsabkommen zwischen Europa und anderen Regionen der Welt in Kraft. Das ist mehr als Ostasien (86) oder Südamerika (61) geschlossen haben – und Nordamerika ist mit 42 Abkommen deutlich abgeschlagen. Denn „The Donald“ hat Nafta aufgekündigt und die Handelspartner zum Abschluss eines Nachfolge-Abkommens (USMCA) gedrängt. Aus dem Transpazifischen Abkommen TPP stieg der US-Präsident ganz aus, die übrigen Vertragspartner machten unter dem Kürzel CPTPP weiter. Und auch das in Europa umstrittene TTIP-Abkommen mit der EU liegt seit Trumps Wahl auf Eis.

Das Geschäftsklima zwischen USA und Österreich verbessert sich weiter
Bereits seit 2011 befragt die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria) Entscheidungsträger von rund 100 US-Unternehmen, die in Österreich für rund 26.000 Arbeitsplätze verantwortlich zeichnen, zur Entwicklung des Geschäftsklimas. „Die USA sind Österreichs zweitwichtigster Handelspartner. Trotz der verhaltenen Stimmung in Österreich sind positive Impulse durch die Entwicklung des Geschäftsklimas in den Vereinigten Staaten zu erwarten. Sehr viel bleibt davon abhängig, welche Wirtschaftspolitik Österreich nach den Neuwahlen im Herbst verfolgen wird“, fasst AmCham-Austria-Präsident Martin Winkler (Oracle) die Ergebnisse zusammen.

57 Prozent der Befragten schätzen die aktuelle Geschäftslage in den Vereinigten Staaten positiv ein. 32 Prozent bewerten die Geschäftserwartungen im nächsten Halbjahr als positiv – vor einem Jahr taten dies nur 25 Prozent. Die negativen Einschätzungen sinken von neun auf fünf Prozent. Bei der Bewertung des Geschäftsklimas in den USA gibt es keinen Unterschied zur letzten Erhebung: 45 Prozent stufen es als gut ein. Seit der Wahl von Donald Trump werden sowohl Geschäftserwartungen als auch Geschäftsklima von den in Österreich vertretenen US-Unternehmen positiv bewertet. Unveränderte 22 Prozent planen in den nächsten zwölf Monaten steigende Investitionen in Österreich.

Einen besonders hohen Stellenwert haben für die Unternehmer die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften (60 Prozent) und die Lohnnebenkosten (49 Prozent). Sehr wichtig wird auch die Lebensqualität und Sicherheit (49 Prozent) eingeschätzt; 75 Prozent der Befragten beurteilen sie als sehr gut in Österreich.

Die Zunahme der globalen Handelsbarrieren in den letzten zwei Jahren sehen die befragten Unternehmer ambivalent: 45 Prozent meinen, dass sie gar keine Auswirkungen auf den österreichischen Markt hätten. Nur 28 Prozent erkennen eher negative und nur fünf Prozent sehr negative Auswirkungen. 60 Prozent erwarten gar keine Auswirkungen auf das eigene Unternehmen und nur elf Prozent eher negative. Nur ein Prozent der Befragten erkennt sehr negative Auswirkungen.

Vorbildliche Exportergebnisse – auch in den USA!
Aktuell schlagen sich Österreichs Unternehmen allen Widrigkeiten zum Trotz im Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten hervorragend. Einige top-aktuelle Beispiele:

  • Seit 2015 vertreibt die Wewalka GmbH Nfg.KG (NÖ) in den USA ein speziell auf die Bedürfnisse der amerikanischen Konsumenten abgestimmtes Frischteigsortiment. Neben dem allerersten Blätterteig und dem ersten runden Pizzateig zählt Flammkuchenteig zum bisherigen Produktsortiment. Die bisher größte Innovation schaffte Wewalka 2018 mit dem Konzept der „auf Backpapier gerollten Frischteige“ und der damit verbesserten Back-Convenience in den US-Haushalten. Darüber hinaus gelang der Sprung von der Ost- an die Westküste mit dem Listing beim Handelsgiganten Safeway Albertsons, zusätzlich zu Walmart sowie Kroger national. Damit werden Wewalka-Produkte in bereits 10.000 US-Einkaufsstätten angeboten. Auch für die Zukunft ist gesorgt: Ein neuer veganer Mürbteig für die unzähligen Pie Lovers Amerikas ist im Ausrollen.
  • Die steirische Knapp AG zählt zu den Markt- und Technologieführern unter den Anbietern intralogistischer Komplettlösungen, automatisierter Lagersysteme und Logistiksoftwarelösungen für die Branchen Healthcare, Fashion, Retail, Food Retail und Industry. Das Unternehmen ist Pionier und führender Anbieter von Shuttle-Systemen und weiteren revolutionären Technologien wie Vision-Systemen mit Bilderkennungstechnologie, dem Pick-it-Easy-Roboter, leistungsstarken Pocket Sorter-Lösungen für E-Commerce-Anwendungen und Pharma-Lösungen mit Six-Sigma-Genauigkeit. Die Knapp AG mit ihrem HS-Headquarter in Kennesaw, Georgia, konzentriert sich im nordamerikanischen Markt auf Fortune 1.000-Betriebe, E-Commerce und neue Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Das Unternehmen erzielte 2018 das beste Ergebnis seit Bestehen bei einer Wachstumssteigerung von 375 Prozent (!) innerhalb der letzten vier Jahre.
  • Die oberösterreichische KTM AG ist Europas größter Motoradhersteller mit den Marken KTM und Husqvarna Motorcycles – und auf US-Wachstumskurs. Laut Motorcycle Industry Council hält KTM North America mit 8,1 Prozent einen größeren Marktanteil als die top-europäischen Marken zusammen. Die Marken KTM und Husqvarna Motorcycles ziehen in den Kernsegmenten quer durch ihr breites Modellangebot die jüngsten Bevölkerungsgruppen in der Motorradindustrie an und haben sich im Offroad-Motorradbereich in den USA als absoluter Marktführer mit rund 40 Prozent Marktanteil positioniert. Inzwischen fiel der Startschuss zur gezielten Vermarktung einer Reihe von Straßenprodukten der nächsten Generation von branchenführenden, intelligenten, extremen und aufregenden Powersport-Lösungen. Das hervorragende Image, gepaart mit den tollen Erfolgen bei der Rallye Dakar, setzt neue Trends.

Herausragende Investoren
Auch der steirische Messtechnikkonzern Anton Paar GmbH baut seine Aktivitäten in den USA massiv aus. Außerdem kaufte das Grazer Unternehmen die Firma Quantachrome Instruments in Florida und verfügt damit nun über einen pro-duzierenden Standort in den USA. Treiber des jüngsten Wachstumskurses waren die neuen Firmenstandorte in Houston, Texas, und Los Angeles, Kalifornien, die 2018 eröffnet wurden. Dazu kommt ein mobiles Labor, das durch die USA tourt und die Anton Paar Messtechnik zu den Kunden bringt. Auch wird jetzt ein Demonstrationslabor in Chicago, Illinois, sowie ein modernes technisches Zentrum in der Zentrale in Ashland, Virginia, den offiziellen Betrieb aufnehmen. „Unsere Regionalisierungsstrategie zielt darauf ab, den Vor-Ort-Service in den Regionen zu verbessern und die Wege für unsere Kunden zu vereinfachen“, erklärt Reinhard Eberl, Geschäftsführer von Anton Paar USA.

Höchst innovativ …
Die ebenfalls steirische AVL List GmbH (Steiermark) hat einen Großauftrag für integrierte Prüfstandssysteme für das weltgrößte Zero-Emission-Labor im Bundesstaat Kalifornien an Land gezogen – die Regierungsbehörde „California Air Resources Board“ (CARB) hat den Zuschlag für die Belieferung der gesamten Hard- und Software für eine neue Forschungseinrichtung für Fahrzeugemissionen vergeben. Dies ist ein großer Schritt auf dem Weg in eine Zukunft mit besserer Luftqualität und weniger Schadstoffemissionen.

Kalifornien ist Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel und engagierter Befürworter des Pariser Klimaschutzabkommens. Diese Strategien fanden ihren Ausgangspunkt in der Ära von Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der auch jetzt wortgewaltiger Climate Action-Held mit seiner Renewables (R20)-Initiative ist.

… und äußerst spektakulär
Die Wiener StreamUnlimited mit ihrer global führenden Embedded Streaming-Technologie revolutioniert das Musikstreaming von z.B. Spotify Connect und die Sprachsteuerung von Google Assistant, Apple AirPlay 2 oder Tencent Voice. StreamUnlimited bedient den US-Markt von Mountain View (Kalifornien) aus und brachte 2018 Produkteinführungen bei weiteren OEMs wie Bose.

Ein weiteres aktuell großes US-Wachstumssegment des Unternehmens sind Internet of Things (IoT)- und Haushaltsgeräte/Smart Home-Unternehmen, die ihre Produkte mit Audio Streaming- und Voice Assistent-Kapazitäten erweitern lassen wollen. StreamUnlimited ist die erste heimische Firma, die von Amazon als „Alexa System Integrator“ noch vor der Consumer Electronics Show (CES) 2019 zertifiziert wurde – ein Signal, dass das Unternehmen zu den Superstars unter den Voice Assistent-Firmen weltweit zählt!

6.9.2019, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at / Lexpress