Merge: Der Weg zum Proof-of-Stake für Ethereum. (Symbolbild: pixabay.com)

Nach langem Warten wird das aktuelle Ethereum Mainnet am bis 15. September mit der Beacon Chain verschmelzen, was Kryptodienstleister vor neue rechtliche Herausforderungen stellt. Durch den „Merge“ wird Ethereum seinen Konsens-Mechanismus vollständig von dem energie-intensiven Proof-of-Work (PoW) auf Proof-of-Stake (PoS) umstellen, indem die Beacon-Chain (Konsensebene) mit dem PoW-Layer (Ausführungsebene) zusammengeführt wird (der „Merge“).

Da die Merge-Vorbereitungen in vollem Gange sind und das letzte Pre-Merge-Upgrade „Bellatrix“ ein Erfolg war, ist es wichtig den Merge, auch als VASP, rechtlich fundiert vorzubereiten. Unsere New Tech / Digital Law Expert:innen haben hier die wichtigsten Herausforderungen, die während des Ethereum Merge auf VASP zukommen zusammengefasst:

Was bringt der Ethereum-Merge?
Nach den derzeit verfügbaren Informationen und Nachrichten wird der Merge höchstwahrscheinlich zu einer Hard Fork führen, die zwei getrennte (unabhängige) Ethereum-Chains schafft: Einerseits die „klassische“ Ethereum-Chain, die weiterhin PoW als Konsensmechanismus verwendet, und andererseits Ethereum 2.0, das PoS als Konsensmechanismus verwendet.

Ein solcher Fork, der dazu führt, dass zwei (oder mehr) Chains betrieben werden, wird darin resultieren, dass ETH-Holder, die zum Zeitpunkt des Fork ETH halten, Einheiten von hard-forked Proof-of-Work Ethereum-Token („ETH“) sowie Proof-of-Stake Ethereum-Token („ETH 2.0“) erhalten. Dies wirft eine Vielzahl rechtlicher Fragen auf, derer sich Dienstleister in Bezug auf virtuelle Währungen („VASP“) bewusst sein müssen und auf die Sie schnell reagieren müssen, um Ihre eigenen Interessen und die Ihrer Nutzer zu schützen.

Ethereum: Rechtliche Fragen und Herausforderungen
Viele Tausch- und Handelsplattformen für Kryptowährungen bieten Verwahrungs- oder Aufbewahrungslösungen für die Vermögenswerte ihrer Nutzer an. Da ETH eine der größten und gängigsten Kryptowährungen weltweit ist, wird ETH in den meisten Krypto-Portfolios zu finden sein.

Mit dem Ethereum Merge stellen sich also unter anderem folgende Fragen:

  • Wie können sich VASP in Bezug auf die Unterstützung der ETH und/oder der ETH 2.0 positionieren?
  • Sind VASP verpflichtet, hard-forked ETH an ihre Nutzer weiterzugeben (zu klären ist dabei z.B. ob es auf der Plattform des VASP eine Fork-Policy gibt, und wenn ja, gilt die Fork-Policy auch für den Merge)? Unter welchen Umständen können Nutzer ihren potenziellen Anspruch auf Duplikate verzichten?
  • Was passiert mit den Ether-Einheiten, wenn sie nicht weitergegeben werden?
  • Welche Auswirkungen hat der Merge auf Ethereum-Darlehen- und Derivatverträge?


In Anbetracht dieser rechtlichen Herausforderungen müssen sich VASP über die notwendigen nächsten Schritte im Klaren sein und sollten schnell handeln, um den Merge sicher zu bewältigen, unter anderem:

  • sorgfältige Überprüfung der bestehenden Nutzervereinbarungen (eventuell auch der Fork-Policies);
  • Analyse der rechtlichen Risiken und Verpflichtungen im Zusammenhang mit forked Ether-Tokens;
  • Setzen der richtigen Maßnahmen, um die Nutzer ordnungsgemäß über die künftige Unterstützung zu informieren und eine ausreichende Zustimmung über die Verfügungsgewalt zu erhalten;
  • Möglichkeit und Zeitrahmen für die Auszahlung von ETH im Falle einer Beendigung der Unterstützung;
  • Prüfen, wie Angebote von ETH-Darlehen und -Derivaten möglicherweise angepasst werden müssen;
  • Analyse potenzieller steuerlicher Auswirkungen (oder Hinweis, dass Kunden sich dazu beraten lassen sollen).

15.9.2022, Autoren bzw Informationen: Dr. Martin Hanzl und Mag. Alexander Glaser, EY Law, Pelzmann Gall Größ Rechtsanwälte GmbH, www.eylaw.at