Am meisten Finanzierungsrunden gab es im Software-, eCommerce- und Gesundheitsbereich. (Symbolbild: pixabay.com)

Gesamtwert der Investitionen in österreichische Start-ups steigt auf neue Rekordmarke von 1,23 Milliarden Euro – fast fünf Mal so viel wie im Vorjahr

Österreichische Start-ups erhielten 2021 mehr frisches Kapital als je zuvor: Insgesamt 1,23 Milliarden Euro flossen in den vergangenen zwölf Monaten an heimische Jungunternehmen mit Hauptsitz in Österreich – das ist fast fünf Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Getrieben wird diese positive Entwicklung vor allem durch zwei Start-ups: GoStudent und Bitpanda, die gemeinsam 652 Millionen Euro und damit mehr als die Hälfte (53 %) des gesamten Investitionskapitals lukrieren konnten.

Österreichische Start-ups erhielten 2021 mehr frisches Kapital als je zuvor: Insgesamt 1,23 Milliarden Euro flossen in den vergangenen zwölf Monaten an heimische Jungunternehmen mit Hauptsitz in Österreich – das ist fast fünf Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Getrieben wird diese positive Entwicklung vor allem durch zwei Start-ups: GoStudent und Bitpanda, die gemeinsam 652 Millionen Euro und damit mehr als die Hälfte (53 %) des gesamten Investitionskapitals lukrieren konnten.

Mit insgesamt fünf im Jahr 2021 abgeschlossenen Runden belegen die beiden Unternehmen auch vier der Top-10-Plätze der größten Finanzierungsrunden. Die größte Transaktion in Österreich war eine Finanzspritze von 226 Millionen Euro für das FinTech Bitpanda, das mit einer weiteren Finanzierungsrunde in der Höhe von 141 Millionen Euro neben Rang 1 auch Rang 3 belegt. Auf Platz 2 rangiert das EduTech-Unternehmen GoStudent mit einer Finanzierungsrunde in der Höhe von 205 Millionen Euro. Auf Platz vier liegt der Marketing- und Datenanalyse-Spezialist Adverity (103 Millionen Euro), auf dem fünften Platz folgt PSPDFkit (100 Millionen Euro), Spezialist für die Integration von PDFs in Mobile- und Desktop-Anwendungen.

Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers Österreich der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Berücksichtigt wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

„Das Start-up Jahr 2021 in Österreich lässt sich gut mit einem Wort zusammenfassen: Rekord. Mit über 1,2 Milliarden Euro, die in heimische Start-ups investiert wurden, ist eine neue Rekordmarke erreicht. Mit Bitpanda und GoStudent gibt es seit diesem Jahr die ersten österreichischen Unicorns unter weltweit aktuell rund 1.600, und Österreich hat es damit jetzt auch bei diesem Kriterium auf die Landkarte internationaler VCs geschafft. Darüber hinaus gab es im letzten Jahr einige erfolgreiche Start-up-Übernahmen. Allein diese Zahlen unterstreichen schon, wie positiv die Entwicklung der österreichischen Start-up-Szene ist und dass die zunehmende Professionalisierung in den letzten Jahren Früchte trägt. Es ist außerdem eine Bestätigung dafür, dass es hierzulande einige Start-ups mit überzeugenden Stories, stark skalierbaren Geschäftsmodellen und nachhaltigen Lösungen bei gesellschaftlichen Megatrends gibt“, sagt Florian Haas, Leiter des Start-up-Ökosystems bei EY Österreich.

Finanzierungsrunden werden deutlich größer – aber auch weniger
Die Anzahl der Finanzierungsrunden für österreichische Start-ups ist 2021 um rund 20 Prozent von 153 auf 122 zurückgegangen. Dieser Rückgang bei gleichzeitig sprunghaftem Anstieg des Volumens bedeutet, dass die Finanzierungsrunden deutlich größer geworden sind.

Das durchschnittliche Volumen der Deals, bei denen eine Summe veröffentlicht wurde, hat sich im Vergleich zu 2020 von 4,5 Millionen Euro auf zwölf Millionen Euro fast verdreifacht. Rechnet man die Runden für Bitpanda und GoStudent in beiden Jahren heraus, ergibt sich immer noch eine Verdopplung von drei Millionen auf sechs Millionen Euro.

Die Anzahl der Finanzierungsrunden mit einem Volumen von mindestens einer Millionen Euro hat sich 2021 von 29 auf 63 mehr als verdoppelt. Bei 16 Finanzierungsrunden wurde die Grenze von zehn Millionen Euro überschritten, das sind zehn Runden mehr als im Vorjahr. Sieben Abschlüsse übertrafen sogar die Schwelle von 50 Millionen Euro und vier die Grenze von 100 Millionen Euro. In beiden Größenkategorien wurde 2020 kein einziger Deal registriert.

„Die Finanzierungsrunden für österreichische Start-ups haben 2021 eine neue Dimension erreicht. Der Finanzierungsboom ist eine Kombination aus mehreren Faktoren: Erstens ist sehr viel Liquidität im Markt, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach attraktiven Anlagemöglichkeiten sucht. Zweitens ist die globale Großwetterlage sehr günstig: Nie zuvor wurde so viel Kapital in Start-ups investiert. Am stärksten ist der Anstieg 2021 in Europa gewesen, da die Bewertungen immer noch deutlich niedriger als beispielsweise im Silicon Valley sind, während die Renditen in Europa höher sind. Drittens sind neue, disruptive Geschäftsmodelle – insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung – sehr stark nachgefragt, was sich positiv auf die Finanzierungsrunden und Exits auswirkt“, so Florian Haas.

Trotz der positiven Entwicklung in Österreich gebe es aber noch viel Potenzial, so Haas: „Die Bewertungen heimischer Start-ups haben sich im vergangenen Jahr dem Niveau von Top-Start-up-Standorten angenähert, sind aber immer noch vergleichsweise niedrig. Österreich ist in puncto Finanzierungsvolumen knapp an die Top-10-Standorte in Europa herangerückt. Dennoch verzeichnen starke Start-up-Hubs mit vergleichbarer Einwohnerzahl wie Schweden und Finnland immer noch deutlich größere Runden. Das Ende der Fahnenstange für das österreichische Start-up-Ökosystem ist auch in diesem Rekordjahr noch lange nicht erreicht“, führt Haas aus.

„Österreichischer Start-up-Boom“: Momentum für Weichenstellungen nutzen
Die positive Entwicklung des österreichischen Start-up-Ökosystems in den letzten Jahren und die insbesondere 2021 verstärkte Aufmerksamkeit – in Österreich und darüber hinaus – müsse zum Anlass genommen werden, Unternehmertum zu fördern, ergänzt Haas: „Für den Standort Österreich ist es essenziell, das positive Momentum in Hinblick auf Start-ups und Gründer:innen in einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil umzumünzen. Hier sind zwei Stoßrichtungen wichtig: Einerseits brauchen wir grundlegende Maßnahmen, um Unternehmertum attraktiver zu machen. Aktuell liegen wir bei Unternehmensgründungen im europäischen Schlussfeld. Andererseits gilt es, die Rahmenbedingungen für Gründer:innen, Investor:innen und Start-up-Mitarbeiter:innen zu verbessern“.

Mit dem momentan diskutierten Gründer:innen-Paket könnte hier an einigen Stellschrauben gedreht werden, so Haas: „In Bezug auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere für Start-ups, sind vor allem die – bereits seit längerem diskutierten – Themen der Erleichterung und Digitalisierung von Unternehmensgründungen, vereinfachte Verfahren zur Anstellung von Fachkräften aus dem Ausland, mehr und steuerlich attraktive Möglichkeiten zur Unternehmensbeteiligung von Mitarbeiter:innen und bessere Anreize für private und institutionelle Risikokapital-Investitionen in Unternehmen zentral. Wie viel Potenzial das österreichische Start-up-Ökosystem hat, haben die Finanzierungsrunden der letzten Monate und auch die eindrucksvollen Exits unterstrichen – mit den richtigen Rahmenbedingungen ist auch im internationalen Wettbewerb noch viel mehr möglich“, Haas weiter.

Software-, eCommerce- und Gesundheitsbranche verzeichnen die meisten Deals
Die meisten Finanzierungsrunden wurden 2021 wie schon im Vorjahr im Bereich Software & Analytics gezählt, auch wenn in diesem Bereich mit 31 Deals deutlich weniger Abschlüsse getätigt wurden als 2020 (50). Mit SaaS, Artificial Intelligence, Virtual Reality, Blockchain, Cloud, Cyber Security sowie Data Analytics umfasst dieser Bereich Start-ups mit neuen Technologien. Der Bereich e-commerce brachte es auf 19 Finanzierungsrunden und damit auf eine mehr als 2020. Trotz Pandemie ging die Zahl der Abschlüsse im Gesundheitsbereich auf Rang drei deutlich zurück: Während hier 2020 noch 27 Deals gezählt wurden, sank die Zahl 2021 auf nur noch 15 Abschlüsse.

Gleich vier Branchen konnten 2021 Finanzierungssummen jenseits der 100 Millionen Euro-Marke anziehen. Spitzenreiter ist der FinTech-Sektor, der es – angetrieben durch Bitpanda – bei zehn Finanzierungsrunden auf insgesamt 394 Millionen Euro Investitionskapital brachte. Das entspricht annähernd dem Achtfachen der Vorjahressumme. Auf Rang zwei liegt – angetrieben von GoStudent – der Bereich Education: Hier wurden sechs Deals mit einem Gesamtvolumen von 277 Millionen Euro gezählt – das entspricht mehr als dem 18-fachen der Investitionssumme des Vorjahres. Auch die Bereiche Software & Analytics, AdTech, e-commerce und PropTech auf den Folgeplätzen konnten 2021 deutlich mehr Investitionskapital anziehen als 2020.

Wien bleibt Start-up-Hotspot
Wien war auch 2021 wieder der Hotspot der österreichischen Start-up-Szene: Mit 73 Finanzierungsrunden gab es zwar im Vergleich zu 2020 (97) einen deutlichen Rückgang. Dennoch vereinigten die Hauptstadt-Start-ups insgesamt rund 60 Prozent der hierzulande gezählten Finanzierungsrunden auf sich. Das sind fast so viele wie im Vorjahr, als der Anteil bei 63 Prozent lag. Auf Rang zwei folgt Oberösterreich, wo wie im Vorjahr 18 Finanzierungsrunden gezählt wurden, gefolgt von der Steiermark auf Platz drei, deren Start-ups es auf 14 Finanzierungsrunden (16) brachten.

Das mit weitem Abstand meiste Kapital konnten ebenfalls wie in den Jahren zuvor Wiener Start-ups einwerben: Fast neun von zehn hierzulande in Start-ups investierten Euros entfielen 2021 auf Wiener Jungunternehmen. Die acht landesweit größten Abschlüsse betrafen 2021 allesamt Start-ups, die in Wien ansässig sind.

30.12.2021 / Quelle: Ernst &Young Global Limited / www.ey.com