Im September drehte sich der österreichische Pkw-Markt erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise wieder ins Plus und verzeichnete 22.250 Neuzulassungen und damit ein Plus von 5,3 Prozent.

Die Porsche Holding GmbH in Salzburg will vom Automobilhersteller zum Tech-Konzern und Mobilitätsanbieter (Bild: Porsche Holding)

Gemessen an der Steigerungsrate ist die Sportwagenmarke Porsche die erfolgreichste Marke auf dem österreichischen Automarkt. Mit einem Plus von knapp 35 Prozent konnte sie ihre Neuzulassungen per Ende September auf 1.163 Stück erhöhen und ihren Marktanteil auf 0,6 Prozent verdoppeln. Annähernd die Hälfte des Markenvolumens in diesem Jahr ist bereits elektrifiziert, entweder als Plug-in-Hybrid (Cayenne bzw. Panamera) oder als reines Elektrofahrzeug (Taycan).

Interview mit Hans Peter Schützinger, Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg: „Wir gehen gestärkt aus der Krise hervor!“ (Foto: Porsche Holding GmbH)

Herr Schützinger, wie laufen Ihre Geschäfte aktuell?
Hans Peter Schützinger: Die Neuwagenmärkte erholen sich langsam. In Österreich liegen wir mit unseren Marken kumuliert rund 27 Prozent unter dem Vorjahr. Besser entwickeln sich der Verkauf von Gebrauchtwagen und das Servicegeschäft, sowie auch die Finanzdienstleistungen der Porsche Bank. Bis zum Jahresende rechnen wir weiterhin mit einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld. Besonders wieder deutlich steigende Infektionsraten mit Covid-19 erfordern weiterhin ein „Fahren auf Sicht“.

Wie agieren Sie denn im Krisenumfeld?
Hier waren wir stark gefordert, weil innerhalb nur weniger Wochen in all unseren 29 Märkten, in denen wir im Autohandel tätig sind, das Geschäft praktisch zum Erliegen kam. Wir mussten kostenseitig daher rasch gegensteuern und haben einerseits u.a. die Lagerbestände nach unten gefahren und andererseits, dort wo es möglich war, Kurzarbeit eingeführt.

Stichwort Mitarbeiter: Wie sind Sie mit Ihren Leuten umgegangen?
Uns war es wichtig, während des Lockdowns die Kommunikation zu unseren Mitarbeitern aufrecht zu erhalten und sie über die aktuelle Lage in regelmäßigen Abständen zu informieren. Dies geschah in Form von schriftlichen Informationen, aber auch virtuell, über Microsoft TEAMS, über die wir unsere Mitarbeiter auf dem Laufenden hielten. Unser Krisenstab tagt weiterhin in regelmäßigen Abständen: Wir haben klare Verhaltensregeln definiert, die wir auch konsequent umsetzen. Die Mitarbeiter arbeiten zum Teil weiterhin noch in einem Rotationsprinzip von zu Hause aus und können auch über unser Intranet alle aktuellen Covid-Informationen abrufen.

Welche Modelle stehen jetzt in den Schaufenstern?
Nach dem Lockdown – während dem auch die Werke über mehrere Wochen schließen mussten – ist die Produktion zwischenzeitig wieder voll angelaufen. Zahlreiche neue Modelle wurden seither eingeführt wie z.B das Volkswagen T-Roc Cabrio, der neue Tiguan, der neue A3 und Q5, der Seat Leon und Ateca, der CUPRA Formentor. Bei Skoda gibt es den neuen Octavia und bei Porsche den neuen 911 Targa. Absolutes Highlight ist der neue ID.3, das erste rein elektrische Modell auf der neuen MEB-Plattform (Modularer-Elektrifizierungs-Baukasten), von dem im September bereits 250 Fahrzeuge in Österreich zugelassen wurden. Der ID.3 läutet die neue Generation an E-Fahrzeugen ein. Weitere Modelle aus dem Volkswagen Konzern werden in Kürze folgen!

Stichwort E-Mobility und neue Technologien: Wie geht’s da weiter?
Der Volkswagen Konzern bekennt sich zum Pariser Klimaschutzabkommen und hat das Ziel, bis 2050 ein bilanziell CO2-neutrales Unternehmen zu werden. Dazu plant der Konzern bis 2029 75 reine E-Modelle weltweit auf den Markt zu bringen und dazu weitere 60 Hybridmodelle. Sie sehen also: an der Elektromobilität führt kein Weg vorbei und als weltweit agierende Vertriebstochter werden wir unseren Beitrag leisten, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Weitere Zukunftsthemen, die der Volkswagen Konzern konsequent vorantreibt, sind die Digitalisierung und das autonome Fahren: beides Schlüsselthemen für die Transformation unseres Kerngeschäfts! Volkswagen wird damit vom Automobilhersteller zum Tech-Konzern und integrierten Mobilitätsanbieter.

Zu Beginn unseres Gesprächs haben Sie die Porsche Bank angesprochen …
Als Finanzdienstleister trägt sie sehr wesentlich zu unserem Erfolg bei. 2019 kam die Porsche Bank Gruppe, die neben Österreich in den CEE-Märkten sowie in Chile und Kolumbien tätig ist, mit mehr als 1,8 Millionen Verträgen im Bestand auf ein neues Rekordergebnis.Darüber hinaus ist die Porsche Bank die klare Nummer 1 auf dem österreichischen Kfz-Leasing-Markt. Der Bestand der Finanzierungsverträge (Leasing und Kredit) lag 2019 bei über 225.000.

Außerdem haben Sie jetzt ein wahres Megaprojekt finalisiert?
Mit der Eröffnung des Volkswagen Kompetenzzentrums Anfang November stellt Porsche Wien-Liesing ein weiteres Highlight seines Megabauprojektes fertig. Damit steht das größte Einzelhandelsinvestitionsprojekt in der Geschichte der Porsche Holding Salzburg kurz vor dem Abschluss. In knapp vier Jahren wurden bei laufendem Betrieb alle Markenschauräume nach modernster Werksarchitektur neu errichtet, ebenso, wie der gesamte Servicebereich, komplett erneuert bzw. umgestaltet und mordernisiert wurde.

Also insgesamt doch ganz gute Aussichten – dem Virus zum Trotz?
In jenen Märkten, in denen wir als Importeur tätig sind, haben wir während dem Lockdown und auch danach die gesamte Vertriebsorganisation unserer Marken mit unterschiedlichen (finanziellen) Maßnahmen unterstützt und damit gut durch die Corona-Wirren geführt. Wir konnten in diesem Jahr in allen Ländern Marktanteile steigern und unsere Marktperformance verbessern und gehen somit gestärkt aus der Krise hervor!

17.11.2020 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at