Der Goldpreis ist definitiv einer der meist beachteten auf dem Kapitalmarkt.

Ob Münze, Barren oder als Anlage in Form von Wertpapieren: Gold bewegt. Manchen taugt der Kurs des Edelmetalls gar als Indikator für die Lage der Welt. Spitzt sich etwa eine Krise wie der Nordkorea-Konflikt weiter zu, steigt der Goldpreis, ist Entspannung in Sicht, fällt er wieder. Weitere für den Goldpreis besonders wichtige Faktoren sind auch der US-Dollar-Kurs sowie die US-Geldpolitik.

In der Nacht zum 3. 1. stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) zeitweise bis auf 1321,56 US-Dollar. Damit war das Edelmetall so wertvoll wie seit Mitte September nicht mehr. Bis zum Höchststand in der vergangenen Nacht war der Goldpreis seit dem 13. Dezember tendenziell gestiegen und legte in diesem Zeitraum um mehr als sechs Prozent zu. Als Preistreiber gilt die Kursentwicklung des US-Dollar. Die amerikanische Währung hatte Ende Dezember im Handel mit anderen wichtigen Währungen deutlich an Wert verloren. Dies macht das in Dollar gehandelte Gold in Ländern außerhalb des Dollarraums günstiger, was wiederum die Nachfrage ankurbelt.

Ein Auf und Ab
Zuletzt hatten etliche US-Notenbanker die Sorge geäußert, dass die Inflation länger als erwartet unter dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed bleiben könne. Daher spekulieren manche Anleger, ob 2018 die Fed den eingeschlagenen Kurs unter Jerome Powell beibehalten oder eventuell aufweichen könnte.

2017 war für Goldanleger ein eher schwaches Jahr: Vom Rekord 2011 ist der Goldpreis weit entfernt, Damals sah es zeitweise so aus, als könnte das Edelmetall die Marke von 2000 US-Dollar je Feinunze überspringen. Für 2018 gibt es sowohl für einen Anstieg als auch für eine Seitwärtsbewegung gute Argumente, ja sogar ein Rückgang scheint möglich. Martin Siegel, Edelmetallexperte der Investmentboutique Stabilitas, rechnet
mittelfristig mit einem steigenden Goldpreis.

Depotanteil 5% wird empfohlen
Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, ist skeptischer. „Wenn sich die Konjunktur weiterhin so gut entwickelt, dürfte der Goldpreis in den kommenden Jahren eher sinken.“ Anleger, die auch Aktien oder Anleihen im Depot haben, sollten sich auch gar nicht wünschen, dass der Goldpreis steigt. Das würde nämlich darauf hindeuten, dass den Finanzmärkten eine neue Krise drohe.

Dabei nutzen Investoren das Edelmetall nach wie vor als Sicherheitsanker. So hält Thomas Buckard, Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen AG, die leichte Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate für gesünder als den rasanten, spekulativ getriebenen Anstieg vor einigen Jahren. „Das Korrekturpotenzial dürfte begrenzt sein, ein weiterer Wertzuwachs ist möglich. Ein Depotanteil um die fünf Prozent bleibt für sicherheitsbewusste, langfristig orientierte Anleger eine glänzende Beimischung.“

Mehr Gold in Österreich
Inzwischen holt die Oesterreichische Nationalbank wieder heimische Goldbestände aus London und Zürich nach Wien zurück – als Teil der eisernen Liquiditätsreserve, „die wir in extremen Krisensituationen mobilisieren können“, erklärt Franz Partsch, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Treasury.

In der Finanzkrise habe sich gezeigt, dass der Goldmarkt noch aktiv ist, „wenn alles andere steht.“ Die Repatriierung des halben österreichischen Goldschatzes soll bis Herbst 2018 abgeschlossen sein. Dann werden etwa 90 Tonnen Gold in Wien lagern. Ein interessantes Detail: Im Zuge der Rückholung wird jeder einzelne Barren auf Echtheit überprüft.

07.01.2018, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at