Aber diverse Stolpersteine irritieren die Unternehmen – und es fehlt an geeigneten Fachkräften.

Burgenland – Eisenstadt. Die aktuelle Konjunkturumfrage der IV Burgenland und der Sparte Industrie der WK Burgenland weist eine gute Konjunktur und relativ günstige wirtschaftliche Aussichten in der burgenländischen Industrie aus. „Der konjunkturelle Aufwärtstrend setzt sich grundsätzlich weiter fort und zeigt sich vor allem in der derzeitigen Geschäftslage und im aktuellen Auftragsbestand“, erläutert Ingrid Puschautz-Meidl, Geschäftsführerin der IV Burgenland. Die momentanen Auslandsaufträge bewegen sich auf dem Niveau des letzten Quartals. Auch bei den Verkaufspreisen zeigt sich ein relativ stabiles Bild. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird nicht ganz so positiv beurteilt wie im Vorquartal.

IV Burgenland Präsident Manfred Gerger, Ingrid Puschautz-Meidl, GF der IV Burgenland (©: Burgenland, IV Burgenland)

Zu schaffen machen den Betrieben unter anderem die Schnellschüsse, die noch vor dem Ende des Wahlkampfes auf Kosten der Unternehmen beschlossen wurden. Etwa die überhastete Angleichung von Arbeitern und Angestellten, wo noch Korrekturen notwendig sein werden. Die Unternehmen brauchen stabile und berechenbare Verhältnisse – jetzt gelte es, die Betriebe zu entlasten und längst fällige Reformen umzusetzen. „Wir hoffen auf eine rasche Einigung bei der Regierungsbildung. Die günstige Konjunktur schafft beste Voraussetzungen für neue Akzente wie die Senkung der Abgabenquote, einen konsequenteren Bürokratieabbau, eine zeitgemäßen Arbeitszeitregelung oder eine Bildungsreform“, hofft Puschautz-Meidl.

90% orten Fachkräftemangel
„Die gute Nachricht der Konjunkturumfrage: 13 Prozent der Unternehmen wollen neue Mitarbeiter einstellen, 66 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Beschäftigungsstand aus“, sagt Puschautz-Meidl. Die weniger gute Nachricht: Eine aktuelle Umfrage der IV Burgenland unter den Personalverantwortlichen von 38 heimischen Industrieunternehmen hat ergeben, dass 90 Prozent der Befragten von einem sehr starken bis leichten Fachkräftemangel sprechen. Dieser gesteigerte Bedarf an Fachkräften wird in zwei bis drei Jahren gleich bleiben bis stark steigen.„Und das ist ein zusätzlicher Hemmschuh für weitere Investitionen“, schränkt IV Burgenland Präsident Manfred Gerger den Optimismus der guten derzeitigen Konjunkturdaten ein.

Die Digitalisierung wird laut Umfrage in der Forschung und Entwicklung, im Bereich IT und EDV und in der Produktion und der Qualitätssicherung sehr hohen bis hohen Einfluss nehmen. Und genau in diesen Bereichen wird der Fachkräftemangel in zwei bis drei Jahren als sehr hoch bezeichnet. Die Digitalisierung wird auch Auswirkungen auf die Qualifikation der Mitarbeiter haben. „Hier stößt man an die Grenzen des Arbeitsmarktes und an jene des Bildungssystem, welches sich zu langsam an die Anforderungen der digitalen Wirtschaft anpasst“, so Manfred Gerger.

Gefragt nach der Ausbildung des aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfs sehen die heimischen Industrieunternehmen vor allem die Lehrlingsausbildung, mit und ohne Matura, die Höheren Berufsbildenden Schulen mit technischem Schwerpunkt (HTL), die Fachhochschulen und die Universitäten als sehr wichtig an.

Mehr MINT–Ausbildung vonnöten
Die Sicherstellung des MINT-Nachwuchses ist essenziell für den Standort, insbesondere für die innovative Industrie. Laut Prognosen könnten bis 2020 im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich allein in Österreich fast 40.000 neue Jobs entstehen. Die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft wird die Nachfrage nach MINT-Qualifizierten noch weiter anfachen.

„Besonders in der Schulbildung, als auch im Fachhochschulbereich müssen die MINT -Fächer und die Ausbildung im IKT Bereich mehr gefördert und forciert werden. Mit insgesamt 5000 Studienplätzen mit MINT – Schwerpunkt wurde der Fachhochschulsektor in Österreich gestärkt. Vielleicht sollte man auch im Burgenland die Schwerpunktsetzung an der FH überdenken“, fordert Gerger mehr und qualitätsvolle Studiengänge im MINT – Bereich an der FH Burgenland.

Die Konjunkturumfrage im Detail
Die Geschäftslage im dritten Quartal 2017 wird noch besser als im Vorquartal eingeschätzt; von 78 Prozent (56) wird sie als steigend beurteilt. 22 Prozent (43) der befragten Unternehmungen bewerten sie als gleichbleibend und keiner der Befragten (1) als fallend. Der Auftragsbestand wird etwas optimistischer eingeschätzt als im letzten Quartal. 78 Prozent (68) beurteilen ihn als steigend, 22 Prozent (31) der Betriebe gehen von einem gleichbleibenden Auftragsbestand aus und kein Unternehmen (1) erwartet rückläufige Aufträge.

Weitgehend unverändert ist die Einschätzung der Entwicklung der Auslandsaufträge. 36 Prozent (37) gehen von steigenden Auslandsaufträgen aus, 60 Prozent (57) von gleichbleibenden und 4 Prozent (6) erwarten rückgängige Auslandsaufträge. Bei den Verkaufspreisen in 3 Monate zeigt sich tendenziell ein konstantes Bild. 3 Prozent (0) erwarten steigende Verkaufspreise, 93 Prozent (99) gehen von gleichbleibenden Preisen aus. 4 Prozent (1) der befragten Unternehmen erwartet fallende Verkaufspreise.

Etwas getrübt hat sich die Einschätzung der Beurteilung des Beschäftigtenstandes in drei Monaten. 13 Prozent (7) der befragten Betriebe geht davon aus, dass in drei Monaten mehr Arbeitnehmer beschäftigt werden. 66 Prozent (92) geht von einer konstanten Mitarbeiterzahl aus. Leider rechnen 21 Prozent (1) der Betriebe mit einem geringeren Beschäftigtenstand. Diese eher negative Einschätzung beruht auf einem voraussichtlich saisonalen und brachenbedingten Personalabbau.

Mit einer etwas schwächeren Entwicklung als zuletzt rechnet man bei der Geschäftslage in sechs Monaten. 33 Prozent (36) rechnen mit besseren Ergebnissen. 59 Prozent (64) sind der Meinung, dass die Geschäftslage unverändert bleiben wird. 8 Prozent (0) rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage in sechs Monaten.

(Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 2. Quartals 2017.)

2.2.2018, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at