Kärnten und die Steiermark sollen zum Green Tech Valley werden
Die Bereiche Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft bieten angesichts des europäischen Green Deals enorme Wachstumschancen in der grünen Transformation. In Kärnten können 70 bis 100 Betriebe diesem Zukunftssektor zugerechnet werden. In der Steiermark sind es 220 Unternehmen, die Mitglied des steirischen Green Tech Cluster sind. Dank einer neuen bundesländerübergreifenden Kooperation steht diese Plattform nun auch Kärntner Unternehmen offen. Mit der Stadt Villach wird zudem eine Kärntner Kommune Cluster-Partner.
„Wir etablieren damit den Süden Österreichs als Green Tech Valley und erhöhen mit der Zusammenarbeit unsere internationale Sichtbarkeit und Strahlkraft“, sagt der Kärntner Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig.
Ein wichtiges Netzwerk
„Der Green Tech Cluster ist ein international top bewertetes Netzwerk, das Unternehmen beim Wachstum mit grünen Innovationen stärkt“, erklärt die Kärntner Technologiereferentin LHStv.in Gaby Schaunig. „Durch die nunmehrige Zusammenarbeit von Kärnten und Steiermark im Cluster werden Synergien gehoben und die kritische Masse in diesem Bereich ausgebaut. Grüne Technologien gehören zu den wichtigsten Zukunftsthemen – so wie der Silicon Alps Cluster in der Sparte der elektronikbasierten Systeme soll der Green Tech Cluster Kärntner Betrieben aus den Bereichen Solar, Biomasse, Wind, Wasserkraft oder Recycling internationale Sichtbarkeit, gemeinsame Innovationsmöglichkeiten und ein wertvolles Netzwerk bieten.
Ein erster gemeinsamer Themenschwerpunkt beider Bundesländer ist die nachhaltige Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff als Treiber der Energie- und Mobilitätswende. Dazu erscheint Ende November das Green Tech Radar, das die Technologie- und Marktentwicklung der kommenden Jahre aufzeigt. Um Covid-bedingt nun den Export dieser Technologien weiter zu stärken, werden im Cluster gemeinsame Aktivitäten umgesetzt. Mit der Kampagne „Don’t waste // invest“ wird das Know-how von Unternehmen wie Lindner Recycling international kommuniziert. Gemeinsame Einkäufertage sowie eine neue Vertriebsplattform werden nachhaltige Lösungen internationalen Kunden zugänglich machen.
Die Süd-Achse wird weiter gestärkt
Die Steiermark und Kärnten haben in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche Kooperationen aufgebaut – etwa mit der Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH, dem gemeinsamen Mikroelektronik-Cluster Silicon Alps und dem Forschungszentrum Silicon Austria Labs. „Ich freue mich daher, dass wir nun auch im Bereich der grünen Technologien verstärkt zusammenarbeiten und damit die Süd-Achse weiter stärken“, meint die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. „Der Sektor ist seit vielen Jahren ein wesentliches wirtschaftliches Stärkefeld der Steiermark. Ich bin davon überzeugt, dass wir wechselseitig voneinander profitieren können und künftig gemeinsam einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten werden.“
Green Tech bietet für Kärnten und die Steiermark die nächste große Zukunftschance, die bestehende Achse bei der Entwicklung und Anwendung von Wasserstoff-Technologien künftig noch weiter zu stärken. Mit der HyCENTA Forschungsgesellschaft der TU Graz wurde bereits ein relevanter wissenschaftlicher Partner gewonnen. Die Green Tech Kooperation bietet nun dem Wirtschaftsstandort Kärnten weiteres Potential, die Riesenchancen von Wasserstoff zu nutzen: in der Industrie, im Verkehrsbereich, in der Wirtschaft und für Green Jobs.
Villach macht mit
Ihren Beitritt zum Cluster bereits beschlossen hat diese Woche die Stadt Villach. Energiereferentin Vizebürgermeisterin Irene Hochstetter-Lackner: „Wir räumen den Themen Energieeffizienz, E-Mobilität, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert ein und haben für unser Engagement schon internationale Preise erhalten. Spätestens seit der Milliarden-Investition bei Infineon ist Energieeffizienz nun auch ein industrieller Schwerpunkt in unserer Stadt. Als Partner des Green Tech Clusters kann Villach als Brückenkopf für regionale Unternehmen fungieren und den Konnex zu relevanten Playern herstellen.“
Breitgefächertes Wissen wird gebündelt und multipliziert sich mit der Anzahl der Partner. 2018 hat der Cluster 37 Innovationprojekte mitinitiiert, über 1.500 Ideen bei Unternehmen generiert und rund 1.200 B2B-Kontakte erfolgreich hergestellt. „Der KWF bringt 100.000 EUR jährlich für vorerst zweieinhalb Jahre als Anschubfinanzierung in den Cluster ein und gestaltet den Jahresplan und die Aktivitäten mit“, berichtet KWF-Vorstand Erhard Juritsch. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich in Österreich Kooperation als überlegener Modus in der Forschung etabliert und die Forschungsachse Süd wächst mit der Koralmbahn ab 2025 noch enger zusammen.
Grüne Technologien sind mit attraktiven Konditionen förderbar und werden es auch auf lange Sicht bleiben. Die Unternehmen im Cluster zahlen je nach Unternehmensgröße Jahresbeiträge von zwischen 750 und 5.900 EUR. Die Unternehmen lernen voneinander, entwickeln gemeinsam F&E-Projekte, nutzen das Netzwerk und direkte Marktzugänge. Das Wachstum Kärntner Unternehmen im Green Tech-Segment in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung ist prozentuell größer als das regionale BIP-Wachstum Kärntens.
Klimaschutz schafft Wachstum
Die 220 Unternehmen im Green Tech Cluster haben binnen eines Jahrzehnts n diesem Bereich die Arbeitsplätze auf über 25.000 verdoppelt und die Umsätze auf mehr als fünf Milliarden Euro verdreifacht. Mit ihren Technologien leisten die Unternehmen einen globalen Beitrag zum Klimaschutz und der Kreislaufwirtschaft. Der Cluster unterstützt mit F&E-Projektentwicklung, Technologietrends, Marktchancen sowie globalen Kontakten. Der Cluster wurde wiederholt zum weltbesten Umwelttechnik-Cluster gerankt (VDI/VDE, Global Cleantech Directory sowie Regiostars Award der EU).
17.11.2020 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at