Neuzulassungen E-Auto-Markt: Vollelektrische E-Car überholen Hybride
Klare Klimavorgaben aus Brüssel, das geplante Zulassungsverbot für Verbrenner in der EU ab 2035 und ein gesteigertes Umweltbewusstsein auf Seiten der Verbraucher geben der Automobilindustrie in Österreich und weltweit die Richtung vor. Die Weichen des E-Auto-Marktes stehen entsprechend weiterhin auf Wachstumskurs: In den zehn analysierten europäischen Märkten (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, UK, Niederlande, Norwegen, Schweden, Schweiz und Österreich) nahm die Zahl der Neuzulassungen von elektrischen Autos im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 259% zu. Das geht aus den Ergebnissen des aktuellen „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts® und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, hervor.
Maßgeblich für das Wachstum sind Vollhybride mit einem Plus von 280% im Vergleich zum zweiten Quartal 2020, gefolgt von Plug-in-Hybride (PHEV), die im Quartalsvergleich um 258% wachsen. Auch reine Batterieautos (BEV) legen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 223% zu. Im österreichischen Markt lösen BEVs die PHEVs als größter Wachstumstreiber ab: Mit einer Zuwachsrate von 267% im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 liegen batteriebetriebene Fahrzeuge vor PHEVs mit einem Plus von 204% sowie den Hybriden mit einem Zuwachs von 142%. Die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos insgesamt steigt hierzulande im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 um 185%. Der Marktanteil klettert im zweiten Quartal 2021 auf 35,7% und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (Q2/2020: 15,3%).
„Die starken Wachstumszahlen zeigen, dass die Anpassung des Produktportfolios der Hersteller und das Klimapaket der Bundesregierung strategisch wichtige Hebel für mehr Akzeptanz von E-Autos über alle Kundensegmente hinweg waren. Trendverstärkend wirken natürlich weiterhin die staatlichen Kaufprämien für Fahrzeuge und Ladevorrichtungen, ein gesteigertes Umweltbewusstsein sowie die wirtschaftliche Erholung nach der Krise“, kommentiert Peter Trögel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Österreich, die Ergebnisse des zweiten Quartals. „Die Zahlen sind jedoch auch im Kontext des extrem absatzschwachen Vorjahresquartals zu betrachten, in dem pandemiebedingt viele Werke der Hersteller stillstanden.“
Q2 Verkaufszahlen im internationalen Vergleich
Im globalen E-Auto-Markt verteidigen die europäischen Kernmärkte mit einem Gesamtabsatz von 1,087,320 Fahrzeugen und einem relativen Marktanteil von 39,3% im zweiten Quartal 2021 erneut ihre Spitzenposition. Im gleichen Zeitraum wurden gut 730,000 E-Autos in China sowie gut 300.000 E-Autos in den USA verkauft. In den europäischen Kernmärkten steht auch im zweiten Quartal 2021 Deutschland mit insgesamt 289.047 Neuzulassungen an erster Stelle, gefolgt von Großbritannien (206.564), Frankreich (164.164), Italien (161.147), sowie Spanien (86.582).
Angetrieben von technologischen Entwicklungen und regulatorischen Vorgaben steigert China den Anteil verkaufter E-Autos im zweiten Quartal 2021 auf beeindruckende 14,9%. Um den eigenen Anspruch zu erfüllen, sich als eine der führenden Hightech-Nationen zu positionieren, und gleichzeitig die Lebensqualität der eigenen Bürger durch die Reduktion der Umweltverschmutzung zu verbessern, sind die Weichen der chinesischen Regierungen wohl unumkehrbar auf E-Mobilität gestellt. Das zeigt sich besonders am Wachstum der BEV-Neuzulassungen: So erhöht China den Anteil der rein batteriebetriebenen Fahrzeuge von 3,8% im zweiten Quartal 2020 auf nun 11,1% und liegt damit vor den europäischen Kernmärkten (9,7%). Im globalen Vergleich entfallen 58% der E-Auto-Käufe in diesem Zeitraum auf den chinesischen Markt.
Bedeutende Zuwächse in den USA
Mit einem Marktanteil von 7,0% im zweiten Quartal 2021 bleiben die USA global weiterhin Schlusslicht im weltweiten E-Auto-Markt. Aber auch in diesem traditionell sehr verbrennerlastigen Marktumfeld stiegen die elektrifizierten Neuzulassungen im Quartalsvergleich mit dreistelligen Zuwachsraten: Im zweiten Quartal 2021 wurden dort 264% mehr PHEVs, 121% mehr BEVs und 104% mehr Vollhybride registriert. Die Investitionen und geplanten Anreize der US-Regierung unter Präsident Biden, das steigende Umweltbewusstsein und die sich ständig weiterentwickelnde Technologie könnten zukünftig jedoch dazu beitragen, den Markt in den Mainstream zu bringen.
„Unsere Zahlen zeigen einen massiven Markthochlauf der Elektromobilität in fast allen Kernmärkten. Hält dieser Trend an, steuert die Automobilindustrie auf ein positives Marktumfeld zu, bestehend aus verfügbaren und attraktiven Produkten, staatlichen Anreizprogrammen und rapide ansteigendem Käuferinteresse. Den OEMs und seinen Zulieferern muss es jetzt aber gelingen, diese guten Voraussetzungen zu nutzen und die erstarkende Nachfrage auch tatsächlich zu bedienen. Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten wie Chips und Batterien kommen für dieses junge Marktsegment natürlich zur Unzeit, da gerade die Umsätze von heute für die nötigen Investitionen in die nächsten elektrischen Plattformen so immens wichtig sind“, sagt Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich. „Zudem muss es zügig gelingen, die regenerativen Energien parallel weiter auszubauen. Nur so können die neuen Fahrzeuge ihren Vorteil beim CO2-Ausstoß gegenüber den konventionellen Antrieben auch tatsächlich ausspielen.“
2.8.2021 / Autoren: Peter Trögel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Österreich und Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich / www.strategyand.pwc.com/at