Fischler: „Freiwillige Standards können Gesetzgeber und Verwaltung massiv entlasten“.

Wien. Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, den Rechtsbestand des Bundes zu entrümpeln. „Komplexität reduzieren und Ballast abwerfen, ist sinnvoll“, kommentiert Franz Fischler, Vorsitzender des Honorary Board von Austrian Standards. „Zugleich muss man aber darauf achten, das Kind nicht mit dem Bad auszuschütten. Einen wesentlichen Beitrag zur Entbürokratisierung können freiwillige Standards leisten. Sie entlasten Gesetzgeber und Verwaltung und bewahren die Wirtschaft vor starren Regeln.“ Claus J. Raidl freut sich über den Erfolg der heimischen Exportwirtschaft und betont, dass Standards ein wichtiger Motor für den Export sind, punktet die heimische Wirtschaft doch über Österreichs Grenzen hinaus mit internationalen Standards.

Franz Fischler, Vorsitzender des Honorary Boards von Austrian Standards (©: Franz Fischler Consult)

„Auch wenn es sich vielleicht noch nicht überall herumgesprochen hat: Freiwillige Standards entlasten den Staat und sind wertvolle Helfer bei der Entbürokratisierung“, so Fischler. Während Gesetze einen rechtlichen Rahmen vorgeben, können Standards konkret werden und ins Detail gehen. Außerdem werden Standards regelmäßig, spätestens alle fünf Jahre, überprüft und rasch an die neuesten Entwicklungen angepasst. In der EU wurde diese Funktion der Standards längst erkannt“, erklärte Fischler im Rahmen der konstituierenden Sitzung des Honorary Board von Austrian Standards.

Die europäischen Institutionen beschränken sich darauf, in ihren Verordnungen und Richtlinien die notwendigen grundlegenden Anforderungen festzulegen. Gleichzeitig gibt die Kommission bei den europäischen Normungsorganisationen spezielle, freiwillige Europäische Normen in Auftrag, um eine praxisgerechte Orientierung bei der Einhaltung der grundlegenden Anforderungen zu geben. Die Anwender dieser harmonisierten Normen haben den Vorteil, dass sie auf eine Übereinstimmung ihrer Produkte und Dienstleistungen mit den Normen vertrauen können. Dieses innovationsoffene System – so Fischler – hat einerseits den Umfang gesetzlicher Regelungen reduziert und trotzdem unterschiedliche Rechtssysteme weitgehend harmonisiert.

Von der innovativen Idee zum Internationalen Standard
Insgesamt finden bereits mehr als 90% der Standardisierungen auf europäischer und internationaler Ebene statt. Österreich ist vorn mit dabei, wenn es darum geht, gute Lösungen zu entwickeln. Claus J. Raidl, Präsident der Oesterreichischen Nationalbank und Mitglied des Honorary Board, kann Österreichs Unternehmen nur empfehlen, „die Teilnahme an der Standardisierung als Brücke für ihre Innovationen zu den internationalen Märkten zu nutzen“. „Hier können innovative Ideen zu internationalen Standards werden und können damit um die Welt gehen. Das kurbelt den Exportmotor an, was sich nicht zuletzt an jüngst präsentierten erfreulichen Bilanz des österreichischen Außenhandels zeigt“, so Raidl.

Die neue Regierung will die österreichische Normungsstrategie „unter Einbindung aller relevanten Stakeholdergruppen zukunftsrelevant“ weiterentwickeln. Basis dafür ist es, das Potenzial von Standards für Wirtschaft und Gesellschaft, vor allem aber auch für die Wissenschaft, in vollem Umfang zu erkennen und zu nutzen, betont Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny. „Mehr denn je müssen wir dabei global denken und agieren. In der österreichischen Wissenschaft sind wir seit Langem international gut aufgestellt und vernetzt – eine wichtige Grundlage für uns, um erfolgreich arbeiten zu können“, erklärt Nowotny.

Globale Gültigkeit
„Durch Digitalisierung, IoT und Industrie 4.0 vernetzen sich zunehmend Geschäftsfelder und Branchen, was wiederum die Vernetzung von Experten und Know-how erfordert. Genau das ist das Wesen der Standardisierung“, so Peter Skalicky, ehemaliger Rektor der TU Wien. „Weltweit gültige Standards ermöglichen erst das Funktionieren neuer Technologien und arbeitsteiliges Wirtschaften. Sie spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, technische Systeme und Anwendungen vernetzbar, portabel, effizient und sicher im Betrieb zu machen“, betont Klaus Wucherer, Aufsichtsratsmitglied mehrerer deutscher Unternehmen und ehemaliger Präsident der International Electrotechnical Commission IEC.

Der Honorary Board von Austrian Standards befasst sich mit langfristigen Entwicklungen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und setzt sich kritisch mit deren Relevanz für Austrian Standards auseinander. Der Honorary Board unterstützt damit Austrian Standards und gibt Impulse für dessen Strategien. Vorsitzender ist Franz Fischler, weitere Mitglieder sind Christoph Badelt, Claus Baudenbacher, Helga Nowotny, Claus J. Raidl, Peter Skalicky und Klaus Wucherer.

11.2.2018, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at