Das Wiener Unternehmen PIUR Imaging hat sich zum Ziel gesetzt, medizinische Bildgebung genauer, kosteneffizienter und sicherer zu machen. Erreichen will das Unternehmen dieses Ziel mit seinem neuen tomografischen 3D-Ultraschallgerät PIUR tUS Infinity. Dieses erweitert bestehende Ultraschallsysteme auf kostengünstige Weise um eine 3D-Tomografiefunktion.

Tomografischer 3D-Ultraschall als neues Mittel im Kampf gegen Schlaganfall (Bild: © piurimaging)

„Das tUS Infinity-System ist plattformunabhängig und verwandelt jedes Standard-Ultraschallgerät in ein System mit tomografischer Bildgebung. Der Infinity Sensor kann an beinahe jedem Schallkopf angebracht werden. Damit schlägt tUS Infinity eine Brücke von zweidimensionalem Ultraschall zu regulären 3D-Schnittbildverfahren wie CT oder Kernspintomografie (MRT)“, erklärt PIUR-Geschäftsführer Frederik Bender. Positionsdaten der Ultraschallsonde sowie 2D-Ultraschallbilder werden kabellos an einen Standard-Laptop gesendet. Dieser verarbeitet die Daten und erstellt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz dreidimensionale Ultraschallbilder.

PIUR-Geschäftsführer Frederik Bender

Das mittelfristige Ziel ist, mit Hilfe der Technologie Anzeichen von Schlaganfall und Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen, um diese zu verhindern. Schlaganfall beispielsweise ist die zweithäufigste Todesursache in westlichen Ländern. „Ein wichtiger Punkt ist: Werden Plaqueablagerungen in der Halsschlagader rechtzeitig erkannt und richtig analysiert, kann Schlaganfällen und Herzinfarkten vorgebeugt werden. Prävention ist möglich, aber nur wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird“, sagt Professor Charles McCollum, Gefäßchirurg an der University of Manchester in Großbritannien, der an der Entwicklung des PIUR tUS Infinity maßgeblich beteiligt war.

Mit Hilfe der tomografischen 3D-Technologie können diese Plaqueablagerungen gemessen, analysiert und visualisiert werden. Aus diesen zusätzlich gewonnenen Informationen soll für jeden Patienten ein Risikoprofil erstellt werden, das Aufschluss über die individuelle Gefahr der beiden Erkrankungen gibt. Das Tool für die Messungen ist mit dem Infinity System bereits einsatzbereit, die notwendige Datenbasis für die Erstellung des Risikoprofils wird derzeit gemeinsam mit der University of Manchester erarbeitet. Im Patientengespräch kann der Arzt der behandelten Person zudem die konkrete Gefahr mit dem Blick in den eigenen Körper vor Augen führen. Studien1 belegen, dass dies Patienten zusätzlich dazu motivieren kann, ihren Lebensstil zu verändern. Dadurch kann Schlaganfall und Herzinfarkt auf natürliche Weise vorgebeugt werden.

Optimierung chirurgischer Eingriffe durch präzisere Planung
Ein bereits bewährtes Einsatzgebiet des tUS-Infinity-Tools ist die Dialyse – ein blutreinigendes Verfahren, das die Funktion der Nieren ersetzt, wenn diese nicht mehr richtig arbeiten. Der Einsatz des Ultraschall-Geräts von PIUR Imaging bringt Vorteile auf mehreren Fronten mit sich. Insbesondere können aber notwendige chirurgische Eingriffe durch die präzisere Auswertung besser geplant werden, was wiederum mehr Sicherheit für die Patienten mit sich bringt. Konkret wird die Handhabung von sogenannten Shunts, künstlich erzeugten Kurzschlüssen zwischen einer Arterie und Vene zum optimalen Blutdurchfluss während des Dialysevorgangs, optimiert.

„Die Anwendung unseres tomografischen Ultraschallsystems tUS Infinity kann die Lebensdauer der Shunts und langfristig den Behandlungserfolg sowie die Lebensqualität der Dialysepatienten potentiell erhöhen“, erklärt Bender. Erstens kann der Arzt den Eingriff zum Anlegen des Shunts besser planen und dessen optimale Lage vorab bestimmen. Zweitens bietet das Tool eine Hilfestellung beim präzisen Stechen der Dialysenadel. Drittens ist ein präzises Monitoring der Shunts möglich, Komplikationen können einfacher erkannt und behoben werden.

Crowdinvesting-Kampagne soll Marktlaunch finanzieren
„Wir stehen bereits seit Längerem in engem Kontakt mit namhaften Dialyseanbietern wie etwa B. Braun oder auch Nephrologie-Abteilungen in Krankenhäusern wie dem AKH Wien“, führt Geschäftsführer Frederik Bender weiter aus. Eine Crowdinvesting-Kampagne auf Green Rocket soll dabei helfen, die Technologie zu skalieren und in Serienproduktion zu gehen.

Bisher wurden bereits mehr als 320.000 Euro eingesammelt, bis Mitte Jänner haben Investoren noch die Chance, sich an der Medtech-Innovation zu beteiligen.

Hinter den Kulissen
Die PIUR Imaging GmbH wurde 2014 von einem Team aus Klinikern und erfahrenen Medizintechnikunternehmern in Deutschland gegründet. Darunter das heutige Management Team, sowie Professor Charles McCollum, Gefäßchirurg an der University of Manchester in Großbritannien. Das Team erkannte, dass im klinischen Alltag mehr radiologische Schnittbildverfahren (CT, MRT) durchgeführt werden als notwendig. Diese Verfahren sind nicht nur wesentlich teurer, sondern teilweise durch Röntgenstrahlung oder nierenschädliche Kontrastmittel potentiell gesundheitsschädlich.

Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, medizinische Bildgebung kosteneffizienter und sicherer zu machen. Geschäftsführer sind Frederik Tobias Bender und Robert Bauer. Seit 2015 liegt der Unternehmenssitz in Österreich. Das Unternehmen konnte bisher mit seiner Technologie überzeugen und hat Förderungen im Rahmen von Horizon 2020, des Austria Wirtschaftsservice (AWS), der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und Wirtschaftsagentur Wien erhalten. Zudem wurde das Unternehmen am 4Gamechangers-Festival 2019 als „Born Global Champion“ ausgezeichnet.

https://piurimaging.com

1.12.2019, Autor: Paul Christian Jezek / paul.jezek@lex-press.at