Interview mit der BKS-Vorstandsvorsitzenden Herta Stockbauer (Foto: BKS Bank)

Die BKS Bank mit Sitz in Klagenfurt beschäftigt rund 1.100 Mitarbeiter und betreibt das Bank- und Leasinggeschäft in Österreich, Slowenien, Kroatien, der Slowakei sowie in Italien (mit einer Repräsentanz). Die Geschäftspolitik ist nachhaltig ausgerichtet und setzt auf langfristigen Erfolg statt kurzfristigen Gewinn.

Frau Stockbauer, wie sieht denn der aktuelle Geschäftsgang bei der BKS Bank aus?
Wir haben das letzte Jahr trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gut gemeistert. Die Bilanzsumme der BKS Bank von 9,57 Mrd. Euro lag per 30.9.2020 deutlich über dem Niveau zum Jahresende 2019 (+8,1%). Auch das Neukreditgeschäft hat sich in den ersten drei Quartalen sehr gut entwickelt. Bei den Primäreinlagen konnten wir einen neuen Rekordstand vermelden.
Aber: Durch Covid-19 müssen alle Banken mit einem steigenden Kreditrisiko rechnen, auch die spektakuläre Pleite der Commerzialbank kommt dem Sektor teuer zu stehen, da zusätzliche Dotierungen bei der Einlagensicherung zu tätigen sind.

Hat Covid-19 starke Auswirkungen auf Ihr Business?
Ja, natürlich! Covid-19 trifft die gesamte Wirtschaft mit voller Wucht. Zahlreiche Unternehmen können seit Monaten keine oder nur deutlich geringere Umsätze generieren, auch viele unselbständig oder selbständig Erwerbstätige stehen seit dem Frühjahr quasi ohne Einkommen dar. Wir Banken tun, was wir können, um zu helfen. Unsere Mitarbeiter unterstützen bei Förderungen, beraten zur Investitionsprämie, gewähren Überbrückungskredite und räumen Stundungen ein. Viele Gespräche können nicht persönlich, sondern nur online stattfinden.
In unseren Geschäftsstellen und in der Zentrale herrschen strengste Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen. Viele unserer Mitarbeiter sind im Homeoffice oder in Ausweichquartieren, die Schalter sind mit Infektionsscheiben ausgestattet. Und in der Zentrale haben wir sogar eine eigene Teststraße eingerichtet.
Sie sehen, unser Geschäftsalltag ist heute nicht mit jenem zu Jahresbeginn 2020 zu vergleichen. Ich sehe das aber nicht nur negativ. Positiv zu vermerken ist sicherlich der Schub, den die Digitalisierung bekommen hat. Unsere Apps und unsere Kundenportale werden heute so intensiv genutzt, wie nie zuvor. Viele Kunden haben erst durch Covid-19 erkannt, wie praktisch es sein kann, die Bankgeschäfte von der Couch aus zu erledigen. Auch hat Nachhaltigkeit und Regionalität bei vielen Kunden weiter an Bedeutung gewonnen, was der BKS Bank – als nachhaltigster Bank Österreichs – auch zu Gute kommt.

Man hat den Eindruck, dass die BKS Bank als eines von wenigen Finanzinstituten wächst. Was macht die BKS Bank anders/besser als die Konkurrenz?
Was wir tun, ist leicht erklärt: Wir arbeiten hart, überlegt und mit viel Herz und einem hohen Verantwortungsbewusstsein. Nachhaltigkeit ist quasi Teil unserer DNA. Wir haben schon nachhaltige Akzente gesetzt, als noch niemand von Corporate Social Responsibility gesprochen hat. Auch heute leisten wir in diesem Bereich nach wie vor Pionierarbeit, z. B. mit unseren Social und Green Bonds oder mit unserem Natur & Zukunft-Konto. Im letzten Jahr wurden wir als Green Brand zertifiziert und tragen auch das EMAS-Gütesiegel. Wir sind wohl glaubwürdiger als viele andere, die sich erst jetzt mit dem Thema auseinandersetzen, weil es nun einen gewissen regulatorischen Druck gibt.
Auch digital haben wir rechtzeitig die richtigen Weichen gestellt. Wir bieten innovative Lösungen in allen Bereichen, für Privat- und Firmenkunden. BKS Bank Connect ist zum Beispiel die erste digitale Bank in der Bank mit persönlicher Beratung. Auch darin unterscheiden wir uns von vielen anderen.

Bei der Oberbank haben Sie den Vorsitz des Aufsichtsrats zurückgelegt?
Ja. Das ist ja kein Geheimnis, sondern eine Maßnahme im Zuge der Neuordnung der Aufsichtsratsstruktur, die bereits in der konstituierenden Sitzung im Mai 2020 eingeleitet wurde.

Gemeinsam mit Karin Trimmel und Elisabeth Stadler sind Sie eine von drei (!) Frauen bei insgesamt 58 österreichischen börsennotierten Firmen, die das Unternehmen als CEO leiten? In 45 Firmen ist keine einzige Frau im Vorstand vertreten. Wieso wird dieser Anteil „gefühlt“ nicht besser, sondern immer noch schlechter?
Die Frage nach dem Warum ist nicht so einfach zu beantworten, es gibt viele Gründe dafür. Nach wie vor ist es eine Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und auch soziokulturelle Prägungen spielen eine große Rolle. Darüber hinaus fehlt es an klaren Zielen, wohin wir als Gesellschaft wollen. Österreich hat z.B. eine erschreckend hohe Teilzeitquote bei Frauen, das ist auch nicht besonders karriereförderlich. All diese Themen sind in der öffentlichen Diskussion zwar angekommen, tatsächlich bewegt hat sich in den letzten Jahren aber wenig. Genauso wie zuvor in den Aufsichtsräten, zumindest bis eine Quote kam. Plötzlich wurden viele Mandate mit Frauen besetzt.

Wie führen Sie die BKS Bank? Wie würden Sie Ihr Leadership beschreiben?
Wir sind eine nachhaltig agierende, zukunftsorientierte und verantwortungsbewusste Bank mit einem hohen Qualitätsanspruch. Dies gilt auch für alle Führungskräfte, Vorstandsmitglieder und vor allem auch für mich selbst. Ich verlange nichts, was ich selber nicht zu leisten bereit bin, und versuche, Trends früh zu erkennen und in die Organisation zu tragen.

Was empfehlen Sie einem Bewerber bei der BKS Bank? Was „gönnen“ Sie Ihren Mitarbeitern?
Grundsätzlich wird jede freie Stelle in der BKS Bank zuerst intern ausgeschrieben. Erst wenn diese nicht mit eigenen Mitarbeitern besetzt werden kann, erfolgt eine externe Ausschreibung. Das ist seit vielen Jahren unsere Philosophie und wir werden das auch so beibehalten. Dadurch halten wir Know-How im Unternehmen und geben unseren Mitarbeitern ein hohes Maß an Sicherheit.
Zusätzlich bieten wir umfangreiche Möglichkeiten zur Fortbildung und auch Neuorientierung innerhalb des Unternehmens, speziell im Bereich der Digitalisierung. Besetzungen von außen sind aber kein Tabu, sondern oft sogar sehr sinnvoll, um vorhandene Fähigkeiten zu ergänzen und weiter zu entwickeln.
Ich empfehle jungen Menschen, sich bei der BKS Bank zu bewerben, weil wir ein verlässlicher, sehr sozial orientierter Arbeitgeber sind und weil wir viele Karrieremöglichkeiten bieten.

Was würden Sie tun, wenn Sie NICHT BKS-CEO wären?
Diese Frage stellt sich mir nicht, da ich genau an dem für mich richtigen Platz bin.

Was inspiriert Sie und was entspannt Sie?
Ein Konzert, eine Oper, ein gutes Buch, Sport und Natur. Ich vermisse das Kulturleben derzeit sehr. Kein Streaming und keine noch so gute Hifi-Anlage können die Kraft einer Live-Aufführung ersetzen. Aber ich bin optimistisch, dass wir spätestens im Sommer wieder in den Genuss von Live-Aufführungen kommen werden.

Sie können EIN Weltproblem lösen – welches wäre das?
Wenn ich könnte, würde ich die Erderwärmung und damit den Klimawandel stoppen. Denn auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf der Bekämpfung von Covid-19 liegt, haben wir hier großen und akuten Handlungsbedarf!

Hinter den Kulissen – ein kurzer Blick zurück
Die BKS Bank ist über Jahrzehnte kontinuierlich gewachsen. Hier ein Ausschnitt der Ereignisse der letzten (fast) hundert Jahre:

1922: A. v. Ehrfeld tritt mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in ein Kommanditverhältnis unter dem Namen „Kärntner Kredit- und Wechsel-Bankgesellschaft Ehrfeld & Co“ ein.
1928: Bestrebungen, die Kommandite in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, führen zur Gründung der „Bank für Kärnten“.
1939: Änderung des Firmenwortlautes „Bank für Kärnten“ in „Bank für Kärnten Aktiengesellschaft“.
1964: Es wird mit dem Ausbau des Zweigstellennetzes begonnen.
1983: Mit der Expansion in die Steiermark wird der Firmenwortlaut in „Bank für Kärnten und Steiermark Aktiengesellschaft“ (kurz: BKS) geändert.
1986: Going Public der BKS-Stammaktie im Amtlichen Handel an der Wiener Börse.
1990: Eröffnung der ersten Filiale in Wien.
1998: Beginn der internationalen Expansion mit Gründung einer Repräsentanz in Kroatien und dem Erwerb einer Leasinggesellschaft in Slowenien.
2000: Erstmaliger gemeinsamer Auftritt der BKS Bank mit den Schwesterbanken als 3 Banken Gruppe.
2003: Erwerb der Mehrheit an „Die Burgenländische Anlage & Kredit Bank AG“ (Die BAnK).
2004: Inbetriebnahme der ersten slowenischen Bankfiliale in Slowenien und Errichtung einer Repräsentanz in Italien.
2005: Gründung einer Repräsentanz in Ungarn. Der Firmenwortlaut wird an die Expansion der letzten Jahre angepasst und lautet nun „BKS Bank AG“.
2007: Übernahme der Kvarner banka d.d. und damit Eintritt in den Bankenmarkt in Kroatien. Kauf der slowakischen „KOFIS Leasing“.
2011: Markteintritt ins slowakische Bankgeschäft.
2015: Die renommierte Ratingagentur oekom research AG erkennt der BKS Bank erstmalig den „Prime“-Status zu.
2016: Die Stamm-Stückaktien der BKS Bank werden in den Nachhaltigkeitsindex VÖNIX der Wiener Börse aufgenommen. Die kroatische BKS Bank d.d. wird mit der BKS Bank AG verschmolzen.
2017: Als erstes Kreditinstitut in Österreich begibt die BKS Bank einen Social Bond und wird erstmals für den Staatspreis Unternehmensqualität nominiert.
2018: ISS-oekom (vormals oekom research AG) verleiht (erneut) den „Prime-Status“. Damit zählt die BKS Bank zu den nachhaltigsten Banken weltweit.
2019: Als erste Bank gewinnt die BKS Bank den Staatspreis Unternehmensqualität 2019. In Slowenien wird die BKS Bank durch die Übernahme einer weiteren Brokergesellschaften größter Wertpapierdienstleister geworden.

27.2.2021 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at