70 Prozent der Österreicher wollen sich nachhaltiger ernähren. Die größten Hürden dabei sind der Preis und die fehlende klare Kennzeichnung.

von Paul Christian Jezek,
Chefredakteur Lexpress

Laut EU-Kommission ist die Ernährung jener Faktor, mit dem die Haushalte in der Europäischen Union die Umwelt am meisten belasten – noch vor Heizung oder Verkehr. Konsumentenorganisationen in Österreich (Arbeiterkammer), Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden, Belgien, Portugal, Slowenien, der Slowakei, Griechenland und Litauen haben Menschen zu nachhaltigen Lebensmitteln befragt.

Demnach achtete bereits vor der Coronakrise fast jeder fünfte Österreicher „besonders“ und rund die Hälfte „etwas“ auf die ökologischen Auswirkungen ihrer Nahrungsauswahl. Der Durchschnitt aus allen elf Ländern war jeweils etwas geringer. Bei den Gründen, die einer noch nachhaltigeren Ernährung entgegenstehen, lag für rund 55 Prozent der Österreicher der Preis ganz vorn, gefolgt von einer fehlenden klaren Kennzeichnung und einem Mangel an nachhaltigen Lebensmitteln. Im Länderschnitt lag „fehlende Information, wie dies möglich ist“, an dritter Stelle.

Die klare Kennzeichnung macht Lebensmittel nachhaltiger (© pixabay.com)

Mehr Infos auf´s Etikett!
Sieben von zehn Österreichern und mehr als die Hälfte im EU-Schnitt fordern eine verpflichtende Information über die Nachhaltigkeit eines Produktes am Etikett. Etwas mehr als die Hälfte aller Befragten ist dafür, Landwirte durch Anreize wie etwa Subventionen zu einer nachhaltigen Produktionsweise zu motivieren.

Immerhin 37 Prozent sprachen sich hierzulande für rechtlich verpflichtende, strengere Nachhaltigkeitsstandards für Landwirte und Lebensmittelhersteller aus. Mehr als drei Fünftel der Landsleute (etwas weniger im EU-Schnitt) sind der Meinung, dass die Regierung nicht genug unternimmt, um die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln zu fördern.

Mehr Geld für mehr Nachhaltigkeit
Immerhin 25 Prozent der Österreicher sowie knapp 20 Prozent in den anderen EU-Ländern sind bereit, mehr Geld für nachhaltiges Essen auszugeben, knapp die Hälfte hierzulande und mehr als die Hälfte im EU-Schnitt können sich das nicht vorstellen. Wobei rund 60 Prozent aller Teilnehmer bereit wären, mehr zu zahlen, wenn sicher ist, dass die Bauern einen fairen Preis erhalten. Ebenso viele würden hauptsächlich regionales Obst und Gemüse kaufen.

Bei nachhaltigen Lebensmitteln denken die Österreicher vor allem an regionale Lieferketten, geringe Umweltbelastung und keine Pestizide oder Gentechnik. 40 Prozent und damit um zehn Prozentpunkte mehr als im Länderschnitt nehmen in Kauf, weniger rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) zu essen. 6,6 Prozent der Österreicher (6,2 Prozent im EU-Schnitt) essen gar kein solches Fleisch mehr und 41,6 Prozent (35,4 im EU-Schnitt) haben es aus Gründen der Nachhaltigkeit auf ihrem Speiseplan reduziert. Vor allem Fleischkonsum gilt als klimaschädlich, weil für Tierfutter große Flächen gebraucht werden und bei der Tierhaltung viel Methan entsteht.

Als Fleischersatz liegen vegetarische Gerichte und pflanzliche Alternativen hoch im Kurs: Rund die Hälfte der Österreicher würde darauf zurückgreifen, während je über 70 Prozent Insekten sowie Fleisch aus dem Labor und fast 80 Prozent Fleischalternativen aus gentechnisch veränderten Zutaten ablehnen. Schwerer tun sich die Menschen mit dem Verzicht auf Milchprodukte: Nur gut 20 Prozent aus allen Teilnehmer-Ländern würden den Konsum reduzieren, die Hälfte ist dazu nicht bereit.

28.06.2020 / Autor: Paul Christian Jezek / p.jezek@lex-press.at